Die Intergeo fand vom 7. bis 9. Oktober 2014 in den Berliner Messehallen am Funkturm statt. Dabei handelt es sich um eine internationale Messe mit den Schwerpunkten Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement. Dieser Beitrag zeigt auf, warum die Veranstaltung für OpenStreetMap nützlich ist und beleuchtet einige Begebenheiten während der Messe.
Seit dem Jahr 2006 gibt es regelmäßig eine Beteiligung des FOSSGIS e.V. in der Form eines Informationsstandes. Um freien Projekten (z.B. QGis, MapServer) eine Präsentationsmöglichkeit bieten zu können, wurde ein großer Gemeinschaftsstand umgesetzt. Dieser hieß lange Zeit OSGeo-Park, dieses Jahr OpenSource-Park. Dort stellen Firmen ihre Produkte oder Dienstleistungen vor und zahlen für die Standfläche. Die freien Projekte bekommen einen Teil der Fläche und ziehen natürlich durch ihre Bekanntheit ebenso Publikum an. Diese Mischung macht deutlich, dass sich Open Source und kommerzielle Firmen gut ergänzen.
OpenStreetMap ist seit dem Jahr 2008 dabei. Die Community kümmert sich eigenständig um Planung, Transport, Auf- und Abbau sowie die Standbesetzung während der Messe. Koordiniert wird alles im OSM-Wiki. Außerdem kann man dort nachlesen in welchen Städten man bereits war und wer mitgemacht hat.
Die Arbeit fängt schon einige Wochen vor der Eröffnung an. Die Wiki-Seite wird angelegt und Kalendereinträge gemacht. Es wird schon überlegt, was man zeigen möchte und natürlich schreibt man Emails und telefoniert mit anderen OSMern, um sich abzustimmen. Haben wir genug Flyer, muss noch etwas gedruckt oder bestellt werden? Von wo und wie werden die üblichen Messeutensilien (Klebeband, Schere, Werkzeug, Steckdosen, Kabel usw) transportiert? Mit der Zeit lernt man natürlich dazu. Überraschungen gibt es aber fast jedes Mal. Es kam schon vor das auf den Aufbau des Standes (die üblichen Wände inkl. Strom u. Internet) vor Ort noch einige Stunden gewartet werden musste. Das Thema Internet vor Ort ist auch jedes Mal spannend. Dieses Jahr wurde jedem Stand ein WLAN-Zugang zur Verfügung gestellt, bei dem sich ein Gerät anmelden konnte. Vor Ort hatten wir jedoch diverse mobile Geräte und eine Handvoll Laptops. Zusätzliche Fritzboxen, Switches und Router erleichtern das Einrichten von Workarounds. Gut wenn man vorher dran denkt.
Die eigentliche Standfläche ist jedes Mal unterschiedlich. Zum Glück kennt man inzwischen die meisten Leute des OpenSource-Parks. Da hilft man sich gegenseitig. Wir benötigten z.b. noch einen flachen Tisch, auf dem wir die ausgedruckten Karten auslegen wollten. So sind wir zum nächsten Messe-Imbiss gegangen und haben dort nach Kisten gefragt. Glücklicherweise konnten wir 6 Stück (gegen Pfand) ausleihen. Dank Klebeband und Pappe hatten wir einen ansehnlichen Sockel gebaut und unser Auslagetisch war fertig.
Der Aufbau erfolgt immer einen Tag vor der Eröffnung. Sobald die Messetore aufgehen, kommen die Besucher und würden an einem halbfertigen Stand vorbei gehen. Spätestens eine Woche vorher steht auch fest, wer eigentlich am Stand ist und den Besuchern weiterhelfen kann. Glücklicherweise gibt es bei OpenStreetMap und in der FOSSGIS-Szene dafür immer ausreichend Freiwillige. Dadurch ist man bei der Besetzung zeitlich flexibel, auch halbe Tage sind damit abdeckbar. Wer also über OSM etwas erzählen kann, egal ob Mappingtipps oder Kartentipps für mobile Geräte, trägt sich das nächste Mal auf der Wiki-Seite ein. Lohnend ist auch ein Rundgang über die Messe. Die meiste Technik ist zum anfassen da und es gibt genügend Ansprechpartner die nur darauf warten Fragen gestellt zu bekommen.
Das es sich um eine Business-Messe handelt, sieht man zumindest bei den Ausstellern die meisten Menschen in Anzug mit Krawatte oder Kleid. Es gibt nicht wirklich eine Kleiderordnung, der Alltags-Büro-Look tut es auch. Wir achten immer auf Sauberkeit und Ordnung am Stand. Unterstützt wurden wir auf dem OpenSource-Park wieder durch eine Hostess, die uns und die Besucher mit Getränken und Knabbereien versorgte. Wer den ganzen Tag vor Ort ist, bringt sich besser selbst Essen und Trinken mit. Die Preise an den Imbissständen sind messetypisch ziemlich hoch.
Während der Veranstaltung steht man die ganze Zeit und unterhält sich mit den Besuchern. Zu den Hauptzeiten kann es schon mal vorkommen, das nicht jeder Besucher bedient werden kann. Je mehr Standpersonal da ist, desto besser. Andererseits kommen die Besucher später nochmal, einige kommen sogar öfters vorbei. In den seltenen Fällen in denen kaum Andrang herrscht, nutzt man die Zeit für einen eigenen Messerundgang, füllt Flyer nach oder räumt mal diverse Browsertabs und JOSM-Fenster auf.
Auf der Intergeo trifft man hauptsächlich Fachpersonal. Firmen die Geodaten verarbeiten und wissen wollen, wie sie OSM-Daten beziehen können. Behördenmitarbeiter die sich für das Thema Qualität der Daten interessieren. Auffallend ist, das die meisten Besucher OSM bereits kennen und gezielt Fragen stellen. Sehr vereinzelt trifft man auch auf Kritiker, die einem zeigen wollen, das OSM gar nicht funktionieren kann. „Darf wirklich jeder in die Datenbank schreiben?“ oder „Wie verdient ihr eure Miete und wer bezahlt die Server?“ – inzwischen ist man in den Antworten geübt. Sehr oft kamen Fragen zur Attributierung bei der Einbindung von OSM-Karten in Webseiten oder in Printmedien. In der Mehrzahl der Fälle konnten wir schnell und einfach helfen. Wer jedoch eigene Datenbanken betreibt, die nicht nur OSM-Daten enthalten und verarbeiten, muss sich selbst darum kümmern, das alle Lizenzbestimmungen entsprechend berücksichtigt werden.
Ein großer Besuchermagnet auf dem OpenSource-Park ist das Vortragspodium. Dort können Firmen ihre Produkte und Dienstleistungen vorstellen, aber auch die einzelnen freien Projekte über ihre Arbeit sprechen. Es hängt immer ein aktueller Plan mit den Themen aus, so das man auch gezielt zu bestimmten Vorträgen hingehen kann. Anschließend steht der Redner für individuelle Fragen zur Verfügung.
Erneut konnten wir wieder den Besuchern einen gewünschten Kartenausschnitt im Großformat ausdrucken. Dank der Firma Epson, die uns ihr Top-Modell SureColor SC-T7200D inklusive Papier und Tinte, zur Verfügung stellte, bedruckten wir insgesamt mehr als 75m Papier. Am ersten Tag spielte die Technik uns noch einen Streich, so das wir nur vorgerenderte Karten ausdrucken konnten. Aufgrund der Datenmenge und des komplexen Setups steht der Renderserver dazu in einem Rechenzentrum und ist über das Internet zugänglich. Der Knackpunkt ist also ein funktionierender Internetzugang. Am zweiten und dritten Tag konnten konnten wir allen Besuchern demonstrieren, das eine OSM-Karte auf 42-Zoll-Papier ausgedruckt, auch an der Wand aufgehängt ansehnlich ist. Den Plotter zu bedienen ist wirklich einfach. Richtig einfach wird es mit der richtigen Drucksoftware. Diese benötigte leider ein Windows-System, so das wir dafür einen extra Rechner vorbereitet haben. Für den fast pausenlosen Druck sorgte auch die Tatsache, das der Plotter zwei Papierrollen gleichzeitig vorhält und diese per Software umgeschaltet werden können. Das Aussuchen des gewünschten Kartenausschnittes dauerte insgesamt am längsten. Sobald dieser fest stand, wurde das Kartenbild innerhalb von ein bis fünf Minuten gerendert und auf den Messerechner heruntergeladen. Der Ausdruck selbst dauerte ebenfalls nur wenige Minuten.
Damit die ausgedruckten Karten auf dem Transport nach Hause nicht beschädigt werden, hatten wir noch faltbare Kartenkartons besorgt. Diese mussten lediglich zusammen gesteckt werden und die Besucher konnten den Ausdruck sicher transportieren. Besonders gefreut haben uns Besucher, die auf anderen Veranstaltungen bereits einen OSM-Kartenausdruck mitgenommen hatten und sich noch einmal bedankt haben.
Veranstaltungen wie die Intergeo sind eine wichtige Anlaufstelle für alle OSM-Interessierte. Hier gibt es den persönlichen Kontakt ohne Anmeldung bei Mailinglisten oder Wikis. Es ist ebenfalls viel formeller als bei einem Stammtisch und zieht andere Nutzergruppen an. Positiv ist weiterhin, das man andere OSMer kennen lernt und sich austauschen kann. Die Atmosphäre ist am OSM-Stand immer sehr angenehm.
Eine willkommene Ablenkung vom ganztäglichen Stehen sind die Standparties mittwochsabends. Bei den großen Firmen wird Musik sowie Essen und Trinken aufgefahren. Auch auf dem OpenSource-Park gab es am Mittwochabend nach Messeschluss ab 18:00 Uhr Bier, Limo und Schnittchen.