OsmAnd-Test in Spanien

OsmAnd Navigation auf Android

OsmAnd Navigation auf Android

Für den Jahreswechsel 2012/2013 hatte ich mir vorgenommen, OsmAnd einmal ausgiebig zu testen. Anlas bot die Version 1.0, mit welcher auch ein Offline-Routing möglich ist. Dieses ist besonders im Ausland interessant, um Roaming-Gebühren zu umgehen.

Ursprünglich sollte der Test auf Urlauber abzielen, um OpenStreetMap bekannter zu machen. Im Laufe der Zeit haben sich aber Punkte ergeben, die mich zu dem Entschluss kommen ließen, mein Ergebnis zunächst nur projektintern zu posten. Wenn man damit auf „Werbetour“ gehen will, dann sollten diese Punkte behoben sein. Ansonsten schauen sich die Touristen OsmAnd zwar an, aber werden es wieder verwerfen.

Einige werden jetzt vielleicht anmerken: Warum wird jetzt bei blog.openstreetmap.de gepostet und nicht in einem der Foren? Der Blog ist aus meiner Sicht „breiter“ aufgestellt als die Foren und die Mailingliste. Dort lesen auch Interessierte mit, die aus anderen Bereichen kommen und somit über den Tellerrand schauen. Denen sind die aufgeführten Mängel noch soweit vertretbar, um das Tool nicht gleich als „unfertig“ abzustempeln. Der Enduser wird sicherlich anders reagieren. Einen Enduser-Testbericht kann dann immer noch folgen.

Komme ich jetzt also zu meinem Test. Grundlage bildete ein Overpass-Datenextrakt (Stand 26-12-2012) für den Bereich der Costa del Sol in Spanien. In diesem Bereich habe ich sehr viel selber erfasst und somit kenne ich die Datenqualität im großen und ganzen. Das Straßennetz im Bereich der Küste ist hier schon sehr detailliert erfasst. Leider fehlen hier noch viele Straßennamen und Restriktionen, insbesondere Einbahnstraßendefinitionen. Aus diesem Grunde lag mein Augenmerk auch mehr auf der optischen Ausgestaltung und der Suchfunktion.

Routing

Die Routing-Funktion habe ich ortsintern für den Ort Nerja getestet, da mir die Wegeverbindungen sehr gut bekannt sind. Das Ergebnis war in Ordnung. Manchmal habe ich mich allerdings über die Vorschläge gewundert. Vermutlich lagen die Differenzen zwischen dem Routingvorschlag und dem von mir gewählten Weg im Meterbereich. Daher habe ich diese nicht nachgerechnet.

Suche-Funktion

Die Suche-Funktion hat mich leider nicht so überzeugt. Wenn ich als Urlauber diese Funktion nutze, dann habe ich in der Regel eine Adresse aus Ort und Straßennamen. (Die sprachüblichen Sonderzeichen vernachlässige ich an dieser Stelle, ebenso die Bezeichnung Edificio in Spanien). OsmAnd ermittelt die Straßennamen eines Ortes, so meine bisherigen Recherchen, aus dem Grenzpolygon des Hauptortes und dessen Namen. Als Ortsfremder verfüge ich aber nicht über die erforderlichen Ortskenntnisse, um Ortsteile genauer zuordnen zu können und so die Ortssuche richtig anwenden zu können. Hierzu zwei Beispiele:

Zum Ort Nerja gehört auch der Ort Maro und in beiden Orten gibt es die Calle Nueva [Nerja bzw. Maro]. Sucht man in Maro nach Straßen, dann werden keine Straßen gelistet. In Nerja werden alle Straßen innerhalb der „Verwaltungsgrenzen von Nerja“ gelistet. Die Calle Nueva für Maro wurde dabei mit einem Ortsverweis, in Klammern, versehen. Normalerweise würde man daraus schließen, dass alle Straßen für Maro mit einem Querverweis versehen werden. Dies ist aber leider nicht der Fall.

Einige Kilometer weiter westlich gibt es den Ort Torrox, mit dem Ortsteil Torrox-Costa. Hier gibt es solche Querverweise für keine der gelisteten Straßen. Als Ortsfremder könnte man unter Umständen noch auf den Gedanken kommen unter Torrox zu suchen. Aber in anderen Regionen und Orten ist so etwas, ohne fundiertes Ortswissen nur schwer möglich.

An dieser Stelle sollte zumindest ebenfalls ein Verweis auf den Hauptort (mit Verlinkung in der Suche-Funktion) vorhanden sein. Diese Gedanken habe ich im forum.openstreetmap.org bereits einmal veröffentlicht.

Ende 2012 gab es in Deutschland die Diskussion über einen Bot, der deutsche Bezeichnungen in Lagebezeichnungen vereinheitlichen sollte (ausgeschriebene Langform). Auch für andere Weltsprachen trifft dieses Problem sicherlich zu. So hat sich bei der Suche-Funktion schon gezeigt, dass im untersuchten Bereich alleine in Malaga 5 verschiedene Schreibweisen für die Avenida vorhanden sind. Dieses hat zwar nicht direkt etwas mit OsmAnd zu tun, es wäre aber sicherlich sinnvoll, für Begriffe, mit einer landesüblichen Abkürzung, diese auch zu verwenden. Ich habe den Bezug zum deutschen Bot angeführt, da es sicherlich einfacher und sinnvoller ist, Begriffe OSM-weit zu vereinheitlichen, als dass dies jedes Programm machen muss. So kann auch schneller auf neue Sonderfälle reagiert werden. OsmAnd sollte die Namen dann in der Karte wie auch der Suche als Kurzform anbieten.

Karteninhalt

Die Kartendarstellung in OsmAnd halte ich im Wesentlichen für gelungen und übersichtlich. Auch die Schärfe der Objekte ist sehr gut. Dennoch gibt es einige Punkte, was die Darstellung der Ortschaften betrifft. Schließlich ist man in einem fremden Land und muss sich erst einmal orientieren. Dieses bedeutet in erster Linie, dass man die Hauptorte sucht und dann weiter ins Detail geht. Hierbei ist mir aufgefallen, dass nicht immer die Namen der wichtigen Orte angezeigt werden.

So werden in der Zoomstufe 10 nicht einmal die Namen von Granada, Malaga etc. angezeigt. Namen, die auf jeden Fall angezeigt werden sollten.

links: Granda    rechts: Vélez-Málaga

links: Granda, rechts: Vélez-Málaga

Betrachtet man die Zoomstufe 11, dann wird nicht einmal der große Orte Valez-Malaga angezeigt. Gleiches gilt für die Zoomstufe 12 bei Nerja und Frigiliana. Stattdessen findet man immer wieder Ortsnamen von Punkten, die mit place=locality getaggt sind. Der kleine Ort Maro hingegen wird angezeigt. Sicherlich ist es nicht möglich, jedem seine individuelle Bedeutung zukommen zu lassen und jeder hat andere Gesichtspunkte. Aber wie anfangs geschrieben: den place=town und place=city sollte so eine Gewichtung zugewiesen werden, dass diese angezeigt werden.

granda_peakDass Granada erst bei Zoomlevel 10 (nicht in jedem Ausschnitt) angezeigt wird, hängt vermutlich mit einer anderen Besonderheit zusammen. Dort ist fast jeder Berg mit natural=peak getaggt. Hier müsste die Konfiguration vermutlich noch etwas angepasst werden, so jedenfalls werden Berggipfel zu lasten von Ortsnamen übergewichtigt angezeigt. Das kann auch bei den anderen Ortsbezeichnung eine mögliche Ursache sein. Dort gibt es sehr viele place=locality durch einen Import. Ein „besseres“ Ergebnis lässt sich unter Umständen erreichen, wenn die Karte im Querformat verwendet wird. Bleibt zu überlegen, ob eine ausrichtungsabhängige Gewichtung der Darstellung möglich wäre.

POI-Informationen

Die Darstellung von geplanten beziehungsweise im Bau befindlichen Straßen ist etwas dominant und könnte sicherlich dezenter sein.

Unter dem Gesichtspunkt, dass Android weiter Verbreitung finden wird und somit durch das Fußgängerrouting auch für den Wanderer weiter Verbreitung finden wird, wären weithin sichtbare Objekte für die Orientierung sicherlich sehr sinnvoll. Ich denke hierbei an (Funk)Masten und Windkraftanlagen. Letztere könnten in niederen Zoomstufen sicherlich auch geclustert werden.

Zurückblickend wird der eine oder andere sicher anmerken, dass ich nur Negatives gelistet habe. Das ist richtig. Sind diese Punkte verbessert, dann liegt hier ein wirklich gutes Programm vor.

Nun hätte ich den Test auch im heimischen Bereich machen können. Aber dann wäre zum Beispiel eine Problematik nicht aufgefallen, die schon in der GoogleGroup diskutiert wurde. Es geht um die Umlaute, die wir in den deutschen Straßennamen vermissen. Das ist aus deutschsprachiger Sicht richtig. Wenn ich nun allerdings als Deutscher im Spanischen bewege, dann hätte ich garantiert ein Problem bei der Suche mit deren Sonderzeichen (Á, ñ, ú, …). Wie dieses für beide Seiten (dem Einheimischen und dem Auswärtigen) vertretbar in Griff zu bekommen ist… dafür fehlt mir noch eine passende Idee. Vielleicht ein Optionsschalter IngoreLanguageSpecifyLetters.

Ich hoffe mit diesem Beitrag etwas Diskussionsstoff geliefert zu haben, für ein Programm, das bei einer weiteren Verbesserung sicherlich ein breites Publikum finden wird und somit unser Projekt weiter bekannt macht.

Zum Schluss noch dieses. Kürzlich war ich in einem großen Mobilfunkanbieter-Shop und wir kamen auf das Thema Routing im Ausland ohne Roaming. Da wurde der Mitarbeiter sehr aufmerksam. Es besteht wohl hoher Bedarf in dieser Richtung. Zumindest werden immer wieder diese Fragen an den Verkäufer herangetragen.


Kategorie: Gastblog

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