Haiti Crisis Map – Quelle: haiti.openstreetmap.nl
Am Samstag, den 28. Mai, trafen sich in Bad Neuenahr-Ahrweiler Beteiligte aus der OpenStreetMap-Community mit Mitarbeitern des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sowie Mitarbeitern einer mit dem BBK assoziierten Aus- und Weiterbildungseinrichtung zu einem gemeinsamen Workshop.
Das Ziel der Veranstaltung, die in der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) stattfand, war es, Interessierten (z.B. Mappern der OpenStreetMap-Community, Mitarbeitern des AKNZ und BBK) einen Einblick in das Thema OpenStreetMap (OSM) und Crisis Mapping zu ermöglichen.
Spätestens seit der Erdbebenkatastrophe in Haiti ist deutlich geworden, dass OSM bei der Bereitstellung von hochaktuellen Kartenmaterial ein wichtiger Partner für internationale Hilfsorganisationen sein kann. Crisis-Mapping, also beispielsweise das Erfassen von Infrastruktur, zusammengestürzten Gebäuden, Flüchtlingscamps etc. in Krisengebieten, kann einen wichtigen Beitrag für die Orientierung von Rettungskräften vor Ort leisten – eine Möglichkeit, die inzwischen auch von Massenmedien wahrgenommen wird und sich in entsprechenden Berichten äußert.
Der Workshop mit insgesamt 20 Teilnehmern wurde mit einer Begrüßung und kurzen Vorstellung des AKNZ durch deren Hausherren Dieter Franke eröffnet. Danach erklärte Dr. Michael Judex (BBK) in seinem Vortrag die Aufgaben des BBKs und hob die Bedeutung von Geoinformationen für den Schutz der Bevölkerung oder im Krisenmanagement hervor.
Stephan Bialonski eröffnete in seinem Vortrag den OSM-Teil der Veranstaltung. Neben einigen Grundlagen (Ziele des Projekts, Datenmodell, Tagging, Lizenz) stellte er die Denk- und Arbeitsweisen der OSM-Community vor, die sich auch organisatorisch deutlich von denen einer Behörde unterscheide. An das BBK gewandt erklärte er, dass sich die ehrenamtlich aktiven Mapper am besten dann einsetzen ließen, sofern das eigene Anliegen in ein Anliegen der OSM-Community übersetzt werden könne.
Im sich anschließenden Vortrag stellt Werner Kathe das Humanitarian OSM Team (H.O.T.) vor. „Es ist eine neue Initiative um die Prinzipien und Aktivitäten von Open Source und freien Daten für humanitäre Zwecke und wirtschaftliche Entwicklung anzuwenden.“
Besondere Aufmerksamkeit erfuhr der Vortrag von Pascal Neis, der anhand von zwei bekannten OSM-Hilfsaktionen — derjenigen für Haiti 2010 und Japan 2011 — verdeutlichte, wie bisher Arbeitsabläufe und -prozesse im Krisenfall erfolgten. Dabei kamen Vor- und Nachteile bei der Verwendung von OSM-Daten im Katastrophenfall zur Sprache. Die Beteiligung der Community, der Datenzuwachs in verschiedenen Krisenregionen sowie verschiedene, auf OSM-Daten basierende Anwendungen wurden eindrucksvoll demonstriert. Zum Schluss zeigte Pascal anhand eines Beispiels für die Planung von Einsatzkräften, wie sich OSM auch zur Krisenprävention einsetzen ließe.
Nach einer Mittagspause mit vertiefenden Gesprächen lernten die Mitarbeiter des BBKs und AKNZ die OSM-Arbeitsweise vor Ort kennen. Der Praxisworkshop, organisiert von Bernd Weigelt, Edbert van Eimeren und John Bergenholtz, führte durch die sich auf dem AKNZ-Gelände befindende Trümmerstraße, die von Einsatzkräften zu Übungszwecke genutzt wird. Kartographiert wurden (teilweise) zerstörte Gebäude und Wege, die anschließend in die OSM-Datenbank übertragen wurden. Dabei wurde der Einsatz von Crisis-Mapping spezifischen Tags, von GPS-Daten, Fotos von Digitalkameras sowie Luftbilder und die Nutzung von OSM-Editoren demonstriert.
Trümmerstraße – Quelle
Die insgesamt sechsstündige Veranstaltung wurde von allen Beteiligten sehr positiv aufgenommen. Der offene und ungezwungene Austausch in informeller Atmosphäre ließ viele Fragen von Seiten aller Teilnehmer zu und zeigte auch das gegenseitige Interesse. Wir danken allen Beteiligten für das Gelingen dieser Veranstaltung.
Text: Pascal, Stephan.
You can find an English version of this article here:
“OSM meets Academy for Crisis Management Emergency Planning and Civil Protection”