OSMF-Vorstandswahlen 2019 – die Kandidaten (Teil 2a)

Bis zum Samstag, den 14. Dezember 2019 17:00 MEZ dürfen die Mitglieder der OpenStreetMap Foundation über die Besetzung von vier der sieben Vorstandsposten abstimmen. Zur Wahl stehen zwölf Kandidaten. Die Mitglieder hatten im Vorfeld die Gelegenheit, Fragen an die Kandidaten vorzuschlagen, aus denen ein Moderator einen Fragenkatalog auswählte. Die Antworten der Kandidaten wurden zentral zusammen mit den von ihnen eingereichten Wahlprogrammen veröffentlicht.

Dieser Beitrag stellt die Antworten auf die Fragen der Wähler und die Wahlprogramme drei der zwölf Kandidaten vor. Guillaume Rischard, Allan Mustard, Steve Coast, Eugene Alvin Villar und Nuno Caldeira wurden in Teil 1 vorgestellt. Dort sind auch Übersetzungen der Fragestellungen zu finden.

Inhaltsverzeichnis

Mikel Maron

OSM-Benutzername: mikelmaron

HDYC-Status: Casual Mapper (Rarely Active), 10 Mappingtage seit Jahresanfang

OSM-Aktivitäten

Mikel ist seit 2005 bei OSM registriert und nur selten als Mapper aktiv. In den ersten Jahren hat er als Softwareentwickler mitgewirkt (u.a. die erste Karte auf www.openstreetmap.org). Mikel ist mit Ausnahme der Jahre 2012 bis 2014 durchgehend seit Gründung der OSMF Mitglied des Vorstands. Er stand in den Jahren 2007, 2008, 2009, 2011 und 2015 zur Wahl. Ab den Jahr 2012 war er nicht im Vorstand, weil sich das mit seiner Teilnahme am Presidential-Innovation-Fellow-Programm nicht vereinbar war. Derzeit ist Mikel Leiter des Community Teams bei Mapbox. Seit 2015 ist Mikel Mitglied der State of the Map Working Group der OSMF (Anm.: Er ist dort nicht sonderlich aktiv, sondern wäre vermutlich lieber Chef).

Warum Vorstand werden

Er schreibt, dass der Vorstand die Aufgabe habe, die zentralen Ressourcen der Foundation zu verwalten, eine gute Leitung sicherzustellen und die Richtung der OSMF-Aktivitäten vorzugeben. Er fühle sich dafür verantwortlich, die Foundation darin weiterhin zu unterstützen.

Einer der dringendsten Punkte seine die Bedürfnisse der Softwareentwickler-Community und die Unterstützung der Infrastruktur. OSM sei ein großes Projekt geworden. Damit Entwicklungen zurück in den Kern fließen, sei Zusammenarbeit erforderlich. Wenn dies funktioniere, bedeute das nur einen Haufen Arbeit, andernfalls sei es krankhaft und schwäche die Software-Entwicklung, wie beispielsweise kürzlich Meinungsverschiedenheiten und zugegebenermaßen schlechte Kommunikation zu gezielter Kritik an den Hauptentwicklern von iD geführt hätten. Man könne mit den Leuten, auf die OSM angewiesen sei, im Clinch liegen. Man könne darüber nicht einfach am Stammtisch lachen. Das Fehlen von Support-Strukturen für Technologie in OSM bedeutet stillschweigend, dass das in OSM im Jahr 2019 funktioniere.

Er gibt zu, dass diese Beobachtung nicht neu sei. Es sei ein regelmäßiges Thema, seit der dem Vorstand im Jahr 2015 wieder beigetreten sei. Man habe nichts getan. Einerseits sei man der Meinung, dass sich der Vorstand da nicht einmischen solle, andererseits seien Einmischungen des Vorstands in der Vergangenheit nicht zielführend gewesen. Es gebe aber – auch in der Umfrage und den Fragen an die Kandidaten dieses Jahr ersichtlich – eine wachsende Erwartung, dass sich der Vorstand der Sache annehme.

Zuerst solle, so sein Plan, der Vorstand klarstellen, dass es gewisse Support-Strukturen brauche. Das heiße nicht, dass Serveradministration und Softwareentwicklung Aufgaben des Vorstands werden sollen. Zweitens solle es eine zeitlich begrenzte, strukturierte Diskussion und Gespräche mit allen relevanten Personen in Sachen Software und Infrastruktur geben. Eine detaillierte Community-Umfrage in der Sache gehöre auch dazu.

Anschließend solle ein Plan aufgestellt, Feedback eingeholt und dieser beschlossen werden. Der Plan solle sich nicht mit technischen Fragen im Detail beschäftigen, sondern Supportstrukturen, Prinzipien und eine grobes Konzept für Verbesserungen vorgeben.

Ein Vorstand zu sein

Mikel schreibt, er habe durch harte Erfahrungen bei HOT viel gelernt. Entscheidend sei, in komplexen Situationen den Bereich der Meinungsverschiedenheit zu begrenzen. Es sei wichtig, zu verhindern, dass Meinungsverschiedenheiten, funktionierende Bereiche der Zusammenarbeit betreffen und insbesondere seine seelische Wohlbefinden stören. So sei er sehr über Frederiks deutlichen Blogpost zum iD-Editor enttäuscht, obwohl er mit ihm hinsichtlich des Ticketverkaufs für die SotM-Africa über OSMF-Infrastruktur zusammenarbeite. Mit Nicolas Chavent hätte er viele heftige Meinungsverschiedenheiten über die Strategie von HOT gehabt, stimme ihm mittlerweile aber bezüglich der Effektivität von Mapathons zu.

Derzeit leitet Mikel ein kleines Team bei Mapbox und sei in den letzten zehn Jahren als Leiter diverser kleinerer Teams tätig gewesen.

Er meint, dass der OSMF-Vorstand eine Managementrolle ähnlich der Leitung eines Teams sei. Es habe die organisatorische Verantwortlichkeit, den Interessen von OSM zu dienen. Es solle eine selbstbewusstere Rolle beim Aufnehmen von Anregungen aus der Community und dem Vorgeben einer Bewegung in eine vorgegebene Richtung haben.

Vielfalt im Vorstand

Der geringe Frauenanteil sei ein Problem, meint Mikel zu Beginn seiner Antwort.

Vier von 27 Vorständen und 8 von 65 Kandidaten seien bislang Frauen gewesen. Es gebe keine belastbaren Zahlen über den Frauenanteil in den Arbeitsgruppen und unter den Mitgliedern, es sollte aber welche geben. Er geht von einer ernsthaften Unterrepräsentierung von Frauen an.

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung seien Frauen. Jede(n) willkommen zu heißen, verbessere die Karte. Es sei schlicht und einfach richtig, sicherzustellen, dass die Möglichkeit der Beteiligung zugänglich und gleich sei. Offen zu sein, garantiere nicht, dass sich jede(r) willkommen fühle. Insbesondere in der OSMF-Verwaltung würden sich viele Frauen nicht willkommen fühlen. Andere Communitys hätten damit auch schon gekämpft, man müsse daher keine Pionierarbeit mehr leisten.

Man müsse existierende Hürden identifizieren und Initiativen, die etwas ändern wollen, unterstützen. Das Wichtigste sei für den Vorstand zu beginn, dass er feststelle, dass das Problem legitim sei und Zeit und Anstrengungen zu seiner Lösung benötige. Der Vorstand solle einen Aufruf formulieren und Leute und Gruppen, die derzeit schon in der Frauenförderung aktiv seien, bitten, die Angelegenheit zu untersuchen und Empfehlungen zu unterbreiten.

Das Geschlecht sei nur ein Aspekt der Vielfalt. Dass Vorstände bislang nur aus wenigen Ländern stammten, sei auch ein Problem mangelnder Vielfalt und bedarf der Zurkenntnisnahme und Aufmerksamkeit.

Verfügbare Zeit

Mikel ist derzeit schon im Vorstand und der SotM Working Group. Er verwendet im Schnitt mehrere Tage pro Monat auf OSMF-Tätigkeiten. Er meint, er habe genug Zeit zur Verfügung.

Befangenheit

Mikel ist bei Mapbox als Leiter des „Community Team“ tätig. Dessen Aufgabe sei die Unterstützung von Non-Profit-Organisationen, Pädagogen und anderen, Mapbox-Dienste für ihre Zwecke zu verwenden. Er habe keine Klausel in seinem Arbeitsvertrag, die ihm negative Äußerungen untersage. Die einzige Beschränkung seines Arbeitsvertrags betreffe vertrauliche Informationen. Er „vertrete“ nicht Mapbox in der OSMF.

Er sei ein Vorstandsmitglied und technischer Berater bei Map Kibera Trust, einer Organisation, die mit OSM in Kenia zusammenarbeite. Er sei ein stimmberechtigtes Mitglied bei HOT US Inc., habe dort aber derzeit keine Verwaltungsaufgaben. Zudem sei er ein Mitglied von OSM US.

Kassenwart

An der Tätigkeit des Kassenwarts sei er nicht interessiert. Falls niemand anderes bereit sei, könne er den Posten des Schriftführers übernehmen.

Vorstandstreffen

Er sei für ein Vorstandstreffen. In seiner aktuellen Amtsperiode und auch schon früher habe es das fast immer gegeben. Es sei mit Unterstützung eines externen Moderators am effektivsten – sei es vor Ort oder in der Vorbereitung.

Mikel meint, dass es richtig sei, dass die OSMF Reisekosten erstattet. Er habe bislang nicht davon Gebraucht gemacht, sondern sein dienstliches Reisebudget dafür verwendet.

Vorstand und Arbeitsgruppen

Die allgemeine Struktur Abgrenzung der Zuständigkeiten sei in Ordnung, erfordere aber eine bessere Dokumentation insbesondere, was die Kommunikation mit dem Vorstand betreffe. Er schreibe das als Mitglied des Vorstands, von wo aus er Fehlinterpretationen von Absichten, schlechte Kommunikation, eine Spirale der Missverständnisse und Verwirrung über undurchsichtige Prozesse und manchmal langsame Abläufe bei Vorstandsentscheidungen beobachtet habe. So wie es eine Geschäftsordnung für den Vorstand gebe, solle es auch eine für die Zusammenarbeit zwischen dem Vorstand und den Arbeitsgruppen geben.

Die Vitalität der Arbeitsgruppen sei sehr unterschiedlich, schreibt Mikel. Dem folgt eine Auflistung über die Vitalität der einzelnen Arbeitsgruppen, die nicht viel über seine Absichten aussagt, jedoch den Schluss zulässt, dass er schon einigermaßen weiß, was in der OSMF abläuft.

Vorstand und Community: Kommunikation

Mikel ist Abonnent und Leser der relevanten Themen auf einer ganzen Reihe englischsprachiger Mailinglisten. Zudem ist er in den Slack-Organisationen von HOT und OSM US aktiv sowie Twitter aktiv. Zwei Telegram-Gruppen gehört er auch an, meint aber, dass er dort mangels Zeit nicht so viel lese. Außerdem erwähnt er WhatsApp-Gruppen, WeeklyOSM und die Protokolle der OSMF-Arbeitsgruppen.

Vorstand und Community: Pläne

Die Frage zur Krim-Entscheidung beantwortet er ausführlich, den Rest knapp.

  • Krim-Frage: Er habe die On-the-Ground-Regel für Grenzen im Jahr 2007 erfunden, um in einem Editwar auf Zypern einen Schiedsspruch zu fällen. Es ging damals um die Sprache von Straßennamen, nicht die Grenzziehung. Er unterstützt die Vorstandsentscheidung zur Halbinsel Krim, weil sie der Harmonie der Communitys diene. Die On-the-Ground-Regel sei im Grunde gut, passe aber schwerlich für umstrittene Grenzen. Wenn man vor Ort auf der Halbinsel Krim wäre, sei es offensichtlich nicht ganz russisches und nicht ganz ukrainisches Gebiet, sodass es klar und deutlich ein umstrittenes Gebiet wäre. Er findet die Bemühungen um Regeln zum Umgang mit umstrittenen Grenzen, die es nach der Krim-Entscheidung gab, gut. Er möchte erstens, dass diese Arbeit fortgeführt wird und sich auch in Mappingsoftware und gerenderten Tiles realisiert werde. Zweitens möchte er, dass der Ablauf von Berufungen/Revisionen gegen Entscheidungen von Arbeitsgruppen dokumentiert wird.
  • Mehrsprachige Karten: Zuerst müsse man sich um Supportstrukturen für die Software-Entwicklung kümmern.
  • Pronomen: Die Verwendung des bevorzugten Pronomens sei eine Frage des Respekt für das Geschlecht des Gegenübers. Er sei sich nicht sicher, ob dieser detaillierte Aspekt in einem Code of Conduct geregelt werden müsse.
  • Quellenangabe: Die Fertigstellung und Annahme der Attribution Guideline werde helfen.
  • Angestellte von Firmen im Vorstand/in den Arbeitsgruppen: Er habe natürlich kein Problem damit. Angestellte („Professionals“) hätten von Anfang an bei OSM eine zentrale Rolle gespielt. Diese Interessenkonflikte seien heutzutage geregelt, man könne deren Umgang genauer dokumentieren. Das solle nicht heißen, dass es die Präsenz von Firmen in OSM und der OSMF keine Streitfrage sei. Er würde einen Raum für eine detaillierte Diskussion begrüßen.
  • Datenschutz: Die Umsetzung der Änderungen mit Datenschutzbezug solle abgeschlossen werden. Nichtkonformität sei ein kleines Risiko, aber Konformität sei halt korrekt. Man müsse sich mehr anstrengen, direkt Angebote aus der Rails-Entwicklercommunity zu bekommen.
  • iD-Editor: Er verweist hierzu auf die Antwort zur Frage „Warum Vorstand werden“. Er stimme nicht allem zu, was die iD-Hauptentwickler getan oder gesagt hätten. Sie seien jedoch ungerecht behandelt und angegriffen worden, Zitate gezielt herausgepickt worden, um diese Angriffe zu unterstützen. Er glaube nicht, dass die iD-Hauptentwickler sich nicht um die Community scheren würden, so wie er auch nicht glaube, dass Frederiks Vergleich von deren Verhalten mit häuslicher Gewalt ernst gemeint war. Eine schnelle Entscheidung sei keine Lösung.

OSM 2030

Er hofft, dass OSM dann nicht mehr so spannend betrachtet werde. Die Herausforderung werde sein, OSM aktuell zu halten.

Wahlprogramm

Mikel präsentiert sich zu Beginn seines Wahlprogramms als den alten Kümmerer, der seine Verantwortung für OSM ernst nehme. Er betont, dass er für Kontinuität sorge, da drei der sieben Vorstände dieses Jahr abtreten würden. Für die verbleibenden findet er lobende Worte.

Im Folgenden gliedert sich sein Wahlprogramm in drei Punkte. Die beiden ersten sind eine Wiederholung seiner oben zusammengefassten Antworten, nämlich eine organisatorische Begleitung der Softwareentwicklung im OSM-Umfeld und das Verhältnis zwischen dem Vorstand und den Arbeitsgruppen. Im dritten Punkt schlägt er ein paar strukturelle Änderungen vor. Zum einen sollte das Advisory Board in eines für kommerzielle Mitglieder und eines für Local Chapters aufgeteilt werden. Zweitens solle das „Ökosystem an Institutionen“, insbesondere Local Chapters, in kooperativer und föderativer Art und Weise unter einander verbunden werden.

Die Entscheidung, noch einmal zu kandidieren, sei ihm nicht leicht gefallen, behauptet er. Er habe viel Kritik einstecken müssen und wolle nicht ewig Vorstand sein. Es sei jedoch noch genug zu tun.

Sonstiges

Steve Friedl, ein Mitglied der Membership Working Group und einer der Autoren des Untersuchungsberichts zum GlobalLogic-Vorfall, wirft in seinem Benutzerblog ein schlechtes Licht auf den Umgang von Mikel mit Freiwilligen.

Nach der Übergabe des Untersuchungsberichts an den Vorstand habe Mikel der Arbeitsgruppe geschrieben, dass sie ihr Mandat überschritten hätte. Aufgrund dieses Verhaltens und einiger privater Nachrichten, auf die Steve Friedl nicht genauer eingeht, rät Steve davon ab, Mikel zu wählen.

Rory McCann

OSM-Benutzername: nicht darstellbar (siehe HDYC-Link)

HDYC-Status: Super Mapper (mega active), ca. 300 Mappingtage seit Jahresbeginn

OSM-Aktivitäten

Rory kommt aus der Open-Source-Community. Als er zum ersten Mal von OSM erfuhr, sah er nur drei Straßen in seiner Heimat, Irland, und ignorierte es. Etwas später (2008) war ein ausreichendes Grundgerüst vorhanden und fing an Straßen abzuzeichnen. Neben allgemeinem Mapping widmet er sich dem Mapping der Townlands in Irland (niedrigste Verwaltungsebene), dem Umtaggen von Einrichtungen von gay=yes zu lgbtq=yes und allgemeinem Qualitätssicherungsmapping.

Er ist seit etwa einem Jahr Mitglied der CWG.

Rory ist häufiger Teilnehmer des OSM-Stammtisch in Karlsruhe, wo er seit fünf Jahren lebt, regelmäßiger Teilnehmer der OSMF-Vortandssitzungen und einer Reihe englischsprachiger OSM-Konferenzen in Europa sowie der Hackweekends in Karlsruhe. Er hat ein paar OSM-Veranstaltungen in Irland mitorganisiert. Er ist vor allem im IRC aktiv, zudem auch ein wenig auf Telegram und Slack.

Neben dem Mapping ist Rory als Softwareentwickler im OSM-Umfeld aktiv. Er ist kein Maintainer von wichtiger OSM-Software.

Warum Vorstand werden

Es gebe in OSM eine gewisse Stimmung, die er erhalten möchte. Er möchte sicherstellen, dass Hobbymapper repräsentiert werden, dass Leute, die sich um die Freiheiten der Nutzer kümmern, in der OSMF repräsentiert werden. Aufgrund seines „Privilegs“ (Anm.: er outet sich in seinem Benutzernamen und Twitterprofil als schwul) meint er, dass er mangelnde Vielfalt ansprechen könne und man ihm zuhöre, weil er als weißer Nicht-Transgender-Mann wahrgenommen und ihm Gehör geschenkt werde.

Auf die Frage, was er als Vorstand erreichen könne, was ihm als normales Mitglied nicht möglich sei, meint er, dass er über Vorstandsbeschlüsse abstimmen könne. Er hofft, dass die Leute ihm mehr Gehör schenken, weil er im Vorstand sei und die Leute ihn als wichtiger ansehen würden.

Die wichtigsten Probleme von OSM/OSMF seien seiner Meinung nach:

  1. die Vereinnahme der Regulierungsbehörde (die OSMF) durch Firmen, die aus OSM eine Datenquelle und Quelle für ein besseres Ansehen in der Öffentlichkeit machen möchten;
  2. darin zu versagen, für Vielfalt zu werben, was dazu führe, dass OSM ein Projekt voller „Dudebros“ (ein Social-Justice-Slang-Begriff für sexistische, heterosexuelle junge Männer) werde.

Ein Vorstand zu sein

Rory hat keine Managementerfahrung und ist sich unsicher, wie er auf die Frage antworten soll.

Vielfalt im Vorstand

Rory beantwortet die Fragen einzeln:

  • Ist der geringe/sinkende Frauenanteil im Vorstand ein Indikator für Probleme bei der Vielfalt in OSM? Er stimmt der Frage zu. Er könne nicht nachvollziehen, wie OSMer eine Community mit einem hohen Anteil von Leuten aus traditionell privilegierten Gruppen als „nichts Besonderes hier“ wahrnehmen können.
  • Kannst du das Problem, so wie du es wahrnimmst, beschreiben? Rory schreibt, man lebe in einer Gesellschaft, in der man eine Voreingenommenheit unbewusst übernehme. Man könne das durch Bildung und Aktivismus überwinden.
  • Was sei die Aufgabe des Vorstands, das zu beheben? Der Vorstand solle Frauenfeinde entmutigen/bestrafen (z.B. durch einen Code of Conduct) und ausgegrenze Gruppen unterstützen, weil deren Repräsentierung sehr sehr wichtig sei.
  • Was würdest du konkret tun? Er würde weiter für einen Code of Conduct kämpfen, klar in seinen Worten sein und Leuten aus ausgegrenzten Gruppen mitteilen, dass sie willkommen seien. Ausgegrenzte Gruppen, die Unterdrückung erfahren, würden standardmäßig davon ausgehen, dass sie auch in der Gruppe, der sie beitreten möchten, diese Unterdrückung erfahren werden. Man müsse zeigen, dass man Diskriminierung nicht unterstütze und Partriarchie/weiße Vorherrschaft/Vorherrschaft Heterosexueller/Kyriarchat zerstören möchte. (Anm.: Das klingt im Original schon so kriegerisch)

Verfügbare Zeit

Rory plant, das Werbegeschenkprogramm (Aufkleber) der CWG weiterzuführen. Er glaubt, er werde die Zeit dazu haben und es brauche wenig Zeit.

Interessenskonflikte

Rory ist bei der Geofabrik als Sysadmin angestellt. Sein Vorgesetzter und Freund Frederik Ramm scheide aus dem Vorstand aus, all seine Interessenskonflikte würden auch für ihn gelten, mit der Ausnahme, dass er nur Angestellter sei. Alles, was die Nutzung von OSM erschwere, sei gut für das Geschäft der Geofabrik. Falls OSM sich auflösen oder unbrauchbar werden würde, würde das Geschäft vollständig verloren gehen. Je bekannter OSM werde, desto mehr Geschäftsmöglichkeiten ergäben sich. Die Geschäftsinteressen würden dahingehend mit denen der Foundation übereinstimmen. Er hat keine Gesellschafteranteile.

Sein Arbeitsvertrag mache ihm keine Vorschriften weder, was er sagen dürfe, noch, was er in seiner Freizeit zu tun habe.

Kassenwart

Rory sieht sich nicht als für diesen Posten geeignet an. Falls sich niemand melde, würde er es machen.

Vorstand und Arbeitsgruppen

Er ist der Meinung, dass die Trennung der Zuständigkeiten klar sei, weist aber darauf hin, dass vieles auch außerhalb der Arbeitsgruppen erfolge. Rory mag die nicht-hierarchische Struktur im OSM-Projekt. Ebenso begrüßt er es, wenn Local Chapters einen gewissen Grad an Freiheit haben, solange sie die Eigentümerschaft über die Rechte an den Daten und der Marke durch die OSMF anerkennen.

Ein gewisser Zustrom neuer Leute sei für fast jede Gruppe sinnvoll. Dafür zu sorgen, sei Aufgabe der jeweiligen Arbeitsgruppen. Die Foundation sollte nicht befugt sein, einer Gruppe eigenmächtig ein Mitglied zuzuordnen. Man bezahle die Mitglieder der Arbeitsgruppen nicht, man könne Freiwillige nicht herumkommandieren. Gewisse Sysadmin- und Softwareentwicklungsgruppen benötigen jedoch Stabilität. Ein jährlicher Austausch der Sysadmins sei keine gute Idee. Der Vorstand könne hier helfen, indem er die größere OSM-Community auf offene Stellen hinweise und gezielt auf Leute zugeht, die geeignet wären.

Vorstand und Community: Kommunikation

Wie er auf dem aktuellen Stand bleibe? Dazu meint Rory, dass er viel Zeit im Internet verbringen würde.

Vorstand und Community: Pläne

  • Mehrsprachige Karten: Es wäre großartig, mehrsprachige Karten auf openstreetmap.org zu haben. Er habe vor Jahren einen Tileserver installiert, der eine irische Karte anbietet. Der Grund, warum es auf osm.org keine mehrsprachigen Karten gebe, seien technische Hürden, man brauche dafür Vektortiles. Er sei sich aber unsicher, was die nächsten Schritte dafür seien.
  • Krim-Frage: Er steht hinter der On-the-Ground-Regel, es sei eine der neutralsten Möglichkeiten, Meinungsverschiedenheiten zu lösen. Seiner Meinung nach dürfe demzufolge die Krim nicht zu Russland gehören. Es habe jedoch schlechte Presse gegeben, weshalb eine Ausnahme gerechtfertigt sei. Er hätte deshalb vielleicht für die Ausnahme gestimmt. Die Entscheidung und ihre Kommunikation sei suboptimal gewesen. Es sei aber auch keine angenehme Situation für die Vorstände gewesen. Sie wären so oder so kritisiert worden.
  • Pronomen (die Frage wurde von ihm selbst eingereicht): Es sei eine voll und ganz vernünftige, grundlegende Regel, das absolute Minimum. Die Weigerung, das gewünschte Pronomen einer Person zu verwenden, sei fast immer Transphobie (Ablehnung/Feindlichkeit gegenüber Transgendern). Sie habe keinen Platz in OSM und einer modernen Gesellschaft.
  • Fehlende Quellenangabe: Facebook habe das mittlerweile korrigiert, es sei nur noch ein Klick auf das „i“ erforderlich. Das sei ausreichend, meint er. Er bezweifelt, ob die Forderung, die Lizenz zu entziehen, überhaupt rechtlich möglich war. Er ist der Meinung, dass es unklug ist, sofort mit einer großen Kanone zu schießen. Man solle mit ihnen kommunizieren, aber klar machen, was man tun könne. Die Foundation habe die Pflicht, die immateriellen Rechte des Projekts zu schützen. Man müsse sicherstellen, dass sie nicht von schäbigen Firmen, die für Lügen bekannt seien, überrant werde.
  • Angestellte im Vorstand/in den Arbeitsgruppen: Er sei ein Angestellter einer Firma, also nicht dagegen. Die OSMF solle eine Richtlinie einführen, die regele, was passiere, wenn jemand mit einem offensichtlichen Interessenskonflikt schamlos „Nein, ich habe keinen“ sagt. Verschriftlichte Regeln können Angestellten von Firmen helfen, die Vorstandsmitglieder sind. Wenn ein Interessenskonflikt jemanden dazu zwinge, nicht abzustimmen, kann der Arbeitgeber denjenigen dafür nicht bestrafen.
  • Datenschutz: Die DSGVO und der Schutz der Privatsphäre seien sehr wichtig. Er denkt, dass OSM zu klein ist, um damit Probleme zu bekommen, sodass man noch nicht Gefahr im Verzug sei. Man biete Geld für die Anpassungen an, dort läge die Lösung.
  • iD-Editor: Man müsse bei der Verwendung des Begriffs „Community“ vorsichtig sein. Es gebe die nicht die OSM-Community. Die iD-Entwickler würden ihrer OSM-Community folgen und die anderen OSM-Communitys sollten ignoriert werden. Die Behauptung, sie würden einer Community folgen, sei korrekt. Man müsse mit der Verwendung des Begriffs „missbräuchlich“ vorsichtig sein. Er meint, es gebe Probleme beim Management und der Ausrichtung des Projekts. iD sei ein freies Projekt, seine Entwickler könnten tun, was sie wollten. Man solle sie tun lassen, was sie wollen, man bezahle sie ja auch nicht. Andererseits sei die Respektlosigkeit gegenüber derart großen Teilen der OSM-Community nicht schlau. OSM.org gehöre, anders als das iD-Projekt, nicht den iD-Entwicklern. Man könne auch eine anders konfigurierte Fassung von iD verwenden.

OSM 2030

Rory nimmt die Frage nicht so ernst wie seien Wettbewerber. Was wisse man schon, was in 10 Jahren sei …

Wahlprogramm

Rory beginnt sein Wahlprogramm mit dem Motto „Steady as she goes, let’s change everything“ (deutsch: So beständig wie es läuft, lass uns alles ändern“). An mehreren Stellen spricht er seine Wähler in der zweiten Person an (du/ihr).

Er kommt ursprünglich aus Dublin (Irland) und wohnt mittlerweile in Karlsruhe, wo er für die Geofabrik arbeitet. Er sei ein Craftmapper und Social-Justice-Hacker.

Es sei toll, dass OSM ein Projekt für die kleinen Leute sei, die die Gegenden, die sie interessieren, erfassen. Gegenüber großen Konzernen, die anfangen, freundlich zu sein und Hilfe anzubieten, sei er skeptisch. Sie täten es nicht aus purer Nächstenliebe. Einem leidenschaftlichen Mapper könne er jedoch vertrauen.

Rory kommt aus der Open-Source-Szene und steht für Open Source. Falls proprietäre Software eine Vorteil bringe, würde er sie jedoch nutzen. Er sei auf der Hut vor Hierarchien. OSM sei besser, wenn es aus leidenschaftlichen Leuten bestehe und nicht aus einer Reihe an Angestellten, die nur auf die Stechuhr schauen würden sowie einem elitären Management.

Er sei damit einverstanden, dass Leute ihn – abschätzig – einen Social Justice Warrior (wörtlich: Gleichstellungskrieger) nennen. OSM brauche mehr Codes of Conduct, aber welcher sei die Frage – darüber könne er selber viel schreiben. Es gebe nicht genügend Mapper aus ausgegrenzten Gruppen, die entweder uns nicht kennen würden oder denken, sie wären nicht willkommen. Er nennt Leute aus der dritten Welt, Frauen, Ältere und Leute aus der Arbeiterklasse. Leute aus ausgegrenzten Gruppen seien die ungenutzte Ressource für mehr OSM-Hobbymapper.

Er wäre gern euer Vorstandsmitglied, weil er der Meinung sei, dass wir das Bedürfnis nach einer besseren Repräsentation der Hobbymapper hätten. Viele davon seine „cis het dudes“ (Social-Justice-Slang für nicht transsexuelle, heterosexuelle, nicht wirklich alte Typen), er hingegen wisse, was Vielfalt heiße.

Clifford Snow

OSM-Benutzername: Glassman, Glassman_import

HDYC-Status des Hauptaccounts: Super Mapper (Highly Active), ca. 250 Mappingtage seit Jahresbeginn

OSM-Aktivitäten

Clifford hat OSM durch einen Vortrag von Hurricane Coast auf einer Linux-Veranstaltung kennen gelernt. Derzeit mappt er v.a. Fußwege, Fußgängerübergänge und Bordsteine. Er ist eine Mitglied der kürzlich neu gegründeten LCCWG. Clifford hat an diversen kleineren OSM-Veranstaltungen teilgenommen und ist auch in der örtlichen OSM-Community aktiv. Er hat nur mit ein paar Skripten, die Bilder einer Dashcam zu Mapillary und OpenStreetCam hochladen, als Softwareentwickler beigetragen. Zweimal hat er bislang an den OSMF-Vorstandssitzungen teilgenommen.

Warum Vorstand werden

Er nennt in seiner Antwort fünf Kernthemen, die er in seinem Wahlprogramm genauer erläutert. Details siehe unten.

Auf die Frage, was die drängendsten Themen seien, meint er, dass sich die OSMF auf Inklusivität, Infrastruktur, Verwaltung und die Marke kümmern sollte.

Ein Vorstand zu sein

In seiner früheren Karriere hatte er Leitungsaufgaben, zu Beginn das Leiten von Mitarbeitern einer Gewerkschaft. Der Schlüssel zum Erfolg sei, dass die Foundation Ziele habe, die von der Community mitgetragen würden.

Vielfalt im Vorstand

Seine Antwort auf diese Fragen fällt recht kurz aus.

Er glaubt daran, dass OSM neue Mapper akquirieren muss. Deshalb begrüße er jeden neuen Mapper. Das Ziel der OSMF müsse es sein, Aktivitäten des Aufbaus von Communitys zu unterstützen. Die OSMF sollen den Prinzipien der Steigerung des Selbstbewusstseins, Inklusivität und Respekt gegenüber jedem übernehmen.

Verfügbare Zeit

Clifford beabsichtigt, weiterhin in der LCCWG aktiv zu sein.

Befangenheit

Er meint keine Interessenskonflikte zu haben. Sein Einkommen komme aus anderen Quellen. Er wurde im Jahr 2018 dafür bezahlt, für eine örtlichen Firma eine JOSM-Schulung zu machen. Er rechnet nicht damit, dass er das noch einmal tun wird. Die Einnahmen daraus hätte er übrigens für die Reise zur SotM ausgegeben.

Clifford gibt nicht deutlich an, dass sein Einkommen aus OSM-/GIS-fernen Bereichen kommt oder er nicht berufstätig ist.

Kassenwart

Sofern der Vorstand zuerst ermittelt, wer der geeignetste Kandidat wäre, würde er es tun.

Vorstandstreffen

Vorstandstreffen seien wichtig, er werde gerne daran teilnehmen.

Vorstand und Arbeitsgruppen

Seine Antwort auf diese Frage fällt knapp aus. Er glaubt, dass die Arbeitsgruppen entscheidend für den Erfolg von OSM seien. Er wünscht sich, dass die Beteiligung und ihre Verantwortung zunimmt.

Vorstand und Community: Kommunikation

Clifford verfolgt die Mailinglisten Diversity, Talk und Tagging. Er ist in der US-amerikanischen Slack-Organisation aktiv.

Vorstand und Community: Pläne

  • Mehrsprachige Karten: Clifford strebt an, dass Indianerstämme in ihrer Sprache zu OSM beitragen. Die Stämme in seiner Umgebung hätten alle Leute, die sich um den Erhalt der Sprache durch Schulunterricht und Veröffentlichen von Literatur kümmern. Paul Norman und er hätten diskutiert, wie man die Stimme dazu bringen könne, in ihrer Sprache zu OSM beizutragen. Die Frage selbst beantwortet er nicht aus der technischen, sondern aus der Mapper-Perspektive. Es brauche die Mitwirkung jedes einzelnen, damit die Namen auch in OSM erfasst werden.
  • Angestellte von Firmen in Vorstand/Arbeitsgruppen: Er ermutigt jeden, sich überall bei OSM zu beteiligen. Er würde die Arbeitsgruppen dazu aufrufen, Regeln einzuführen, die Transparenz und Inklusivität sicherstellen. OSM sei kein Hobby, sondern ein ernstes Projekt. Man brauche die besten Leute zusammen mit angemessenen Regeln, um erfolgreich zu sein. Deshalb solle man nicht Leute ausschließen, die von OSM leben.
  • Datenschutz: OSM muss sich an die Gesetze halten. Es sei die Aufgabe des Vorstands, das sicherzustellen. Der Vorstand solle mit der OWG zusammenarbeiten, um Steine bei der Implementierung der erforderlichen API-Änderungen aus dem Weg zu räumen. Falls erforderlich, solle Geld dafür ausgegeben werden.

OSM 2030

Clifford hofft auf einen großen Zustrom neuer Mapper aus allen Teilen der Welt und auf eine inklusive, respektvolle und ermutigende Community. Sowie auf Vektortiles.

Wahlprogramm

Clifford ist seit 2011 bei OSM dabei. Auf einer Linuxveranstaltung habe er OSM entdeckt. Eigentlich komme er aus dem Telekommunikationssektor und habe sonst mit Kunst (genauer Glasbläserei – daher sein Benutzername) zu tun. Er war einer der Mitorganisatoren des örtlichen OSM-Stammtisches in Seattle und Mitorganisator der SotM-US 2016 in Seattle. Zudem hat er an mehreren Importen der örtlichen Community (v.a. Gebäude und Adressen) mitgearbeitet. Seit 2014 begrüße er alle neuen Mapper im US-Bundesstaat Washington.

Er sei nirgendwo angestellt. Im Jahr 2018 sei er von Microsoft beauftragt worden, dessen Mappingteam JOSM beizubringen.

Als Vorstand möchte er gerne Folgendes tun:

  • Im Abschnitt „Core Values“ (unsere Werte) des Mission Statements (Leitbild) der OSMF „embrace empowerment, inclusiveness, and respect for for all“ ergänzen.
  • Aus dem Vorstand einen strategischen Vorstand machen, der weniger Tagesgeschäft macht und sich dafür auf die Arbeitsgruppen und bezahlte Kräfte stützt.
  • Er möchte eine enge Beziehung mit den kommerziellen Mitgliedern aufbauen. Unternehmen hätten OSM entdeckt und würden es umarmen. Die 1000 bezahlten Mapper pro Tag seien eine gute Sache. Er mappe beispielsweise keine Abbiegespuren, das würden bezahlte Mapper erledigen. Er erwarte von den Firmen eine stolze Angabe von OSM als Quelle, Beiträge zum Aufbau einer stabilen Infrastruktur und Teil der globalen und lokalen Community zu sein.
  • Die bestehenden Arbeitsgruppen beim Aufbau stabilen IT-Infrastruktur zu unterstützen.
  • Er würde gerne Feedback von der gesamten Community unter der Verwendung verschiedener Foren und vieler Sprachen sehen.

Michael Reichert

Michael ist seit 2011 aktiver Mapper, hat die Mappingschwerpunkte Eisenbahninfrastruktur und ÖPNV und verdient sein Geld mit OpenStreetMap-Dienstleistungen.

Kategorie: OSMBlog

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