Wahlen zum Vorstand der OpenStreetMap Foundation 2018 – die Wahlprogramme und der Fragenkatalog

Vom 8. bis 15. Dezember 2018 sind die Mitglieder der OpenStreetMap Foundation dazu aufgerufen, zwei neue Vorstände für die OpenStreetMap Foundation zu wählen. In diesem Blogbeitrag werden die sieben Kandidaten vorgestellt, ihre Wahlprogramme (engl. manifesto), ihre Antworten auf Wählerfragen und weitere Informationsquellen zusammengefasst. Eine Wahlempfehlung ist nicht Bestandteil dieses Blogeintrags.

Die Wahlprogramme der Kandidaten sind im OSM-Wiki verlinkt. Dort gibt es auch eine Diskussionsseite, auf der jeder Fragen an die Kandidaten stellen kann. Darüber hinaus gab es zahlreiche Diskussionen in den letzten Tagen auf der Mailingliste OSMF-Talk.

Lesehinweise

In diesem Blogbeitrag wird die Bezeichnung „HOT US Inc.“ verwendet, wenn es sich um die formelle Organisation HOT US Inc. handelt. Dies dient der Unterscheidung von HOT als Community und HOT als Organisation, welche deutlich kleiner ist, da man nur unter gewissen Umständen stimmberechtigtes Mitglied („voting member“) werden kann.

Folgende Abkürzungen werden verwendet:
OSMF: OpenStreetMap Foundation
CWG: Communications Working Group der OSMF (Öffentlichkeitsarbeit)
DWG: Data Working Group der OSMF (Benutzerkontensperren, Mapper-Streitschlichtung, Regeldurchsetzungsinstanz)
EWG: Engineering Working Group der OSMF
MWG: Membership Working Group der OSMF (Mitgliederverwaltung)

Die Kandidaten werden hier in der Reihenfolge ihrer Bewerbung vorgestellt.

Die Abstimmung

Jedes stimmberechtigte Mitglied hat am Samstag, den 8. Dezember 2018 eine E-Mail von noreply@opavote.com erhalten. Diese enthält einen persönlichen Link, unter dem man seine Stimme abgeben kann. Eine einmal abgegebene Stimme kann nicht geändert werden.

Wahlberechtigt sind bei dieser Wahl alle, die mindestens 30 Tage vor der Mitgliederversammlung (09. Dezember 2017) OSMF-Mitglied waren. Für das aktive Wahlrecht spielt es keine Rolle, ob man Normal Member oder Associated Member ist. Der Vorstand hat die Frist dieses Jahr auf den 14. November 2018 23:59 UTC gelegt, damit die 100 Neumitglieder, die sich von ein und derselben IP-Adresse am 15. November angemeldet haben, nicht stimmberechtigt sind.

Die Wahl selbst wird nach dem System der übertragbaren Einzelstimmgebung (englisch: single transferable vote, kurz STV) durchgeführt. Es ist ein proportionales Personenwahlverfahren, bei dem jeder Wähler eine priorisierte Liste seiner Wunschkandidaten erstellt.

Bei der späteren Auszählung der Stimmen findet dann die eigentliche Stimmenübertragung statt. Die Auszählung läuft dabei in mehreren Runden ab und in jeder Runde wird geprüft, ob ein oder mehrere Kandidaten die benötigte Stimmanzahl aufweisen um in den Vorstand aufgenommen zu werden. Besitzt ein Kandidat bei seiner Aufnahme mehr als die benötigten Stimmen, so wird die Anzahl der Stimmen, die er zu viel erhalten hat, anhand der Zweitstimmen auf die verbleibenden Kandidaten verteilt. Wurde kein Kandidat aufgenommen, werden die Stimmen des Kandidaten mit den wenigsten Stimmen anhand der Zweitstimmen auf die anderen Kandidaten verteilt. Dieses Spiel wiederholt sich, bis die gewünschte Anzahl an Kandidaten gefunden wurde. Das heißt, wenn eure Erstwahl als schwächster Kandidat in einer Runde gestrichen wird, kommt eure Zweitstimme zu Zug. Das gilt analog auch für die Drittwahl usw., sofern ihr auf den ersten Plätzen Leute mit wenigen Stimmen habt.

Ihr müsst nicht sieben Plätze in eurem Ranking vergeben. Lasst einen Kandidaten weg, wenn ihr einen Kandidaten wirklich nicht im Vorstand sehen möchtet. Er kann dann nicht von eurer Fünft-/Sechst-/Siebtstimme profitieren. Wie auch andere Wahlstrategien spielt es jedoch kaum eine Rolle bei der OSMF-Vorstandswahl, weil nur zwei Plätze auf sieben Kandidaten zu verteilen sind – anders als in Irland, wo ganze Parlamente damit gewählt werden.

Ein Beispiel für eine Auszählung findet sich z.B. auf Wikipedia, man kann sich aber auch die Ergebnisse der Auszählung der Wahlen im Jahr 2015 als Beispiel ansehen.

Die Fragen

Die Kandidaten waren gebeten worden, bis zum 30. November 2018 auf einen Satz an Fragen zu antworten, der von Michael Collinson zusammengestellt worden war. Zuvor konnten Communitymitglieder Fragen einreichen, wovon rege Gebrauch gemacht wurde. Die Fragen waren:

  1. Erzähl uns ein bisschen über deine OSM-Aktivitäten, z. B.
    • Was hat dich zu OSM gebracht und warum bist du noch dabei?
    • Was ist dein OSM-Benutzername?
    • Wo mappst du?
    • Bist oder warst du Mitglied einer Arbeitsgruppe der OSMF?
    • Bist du Mitglied eines Local Chapters oder triffst du dich mit anderen Mappern?
    • Hast du irgendetwas selber organisiert, z. B. eine Veranstaltung für OSM-Neulinge?
    • Hast du als Software-Entwickler beigetragen?
    • Hast du an Vorstandssitzungen teilgenommen?
  2. Was denkst du, was dich für das Amt als Vorstand qualifiziert?
  3. Die Werte und Ziele des OpenStreetMap-Projekts, z. B. das Mission Statement der OSMF (genauer: des Vorstands) und die Seite Good Practice im Wiki. Sind diese gut? Würdest du etwas ändern?
  4. Mapper, Mapper und viele glückliche Mapper
    • Wie denkst du sollte OpenStreetMap alle Arten von Mappern aufnehmen – von denen, die aus Spaß mappen über freiwillige Mapper am Feierabend in Firmen bis hin zu Studenten und anderen?
    • Hast du eine Meinung zur Vielfalt und wie können wir diese verbessern (geographisch, reich/arm, weiblich/männlich/andere, LGBT (lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, etc.))?
    • Die Rolle der OSMF bzgl. der Regulierung der Mitglieder der OSM-Community: Sollte die OSMF Verhaltensregeln für die OSM-Community aufstellen?
    • Was beabsichtigst du bzgl. der Verbesserung der Infrastruktur für Mitwirkende, insbesondere auf der OSM-Website?
  5. Du und die anderen Kandidaten: Wie gut kennst du die anderen Kandidaten und die Vorstandsmitglieder? Kannst du etwas Nettes über jeden schreiben?
  6. Vielfalt im Vorstand: Die Mitglieder des OSMF-Vorstands kamen bislang stets aus Europa, Kanada und den Vereinigten Staaten. Was meinst du zu dieser mangelnden Vielfalt? Denkst du, dass man das verbessern sollte? Wie könnte die Foundation an die Sache herangehen (vielleicht nicht während dieser Wahl, aber nächstes Jahr)?
  7. Interessenskonflikte: Hast du und, wenn ja, welche Interessenskonflikte, die dich als Vorstandsmitglied betreffen würden? Bist du ein Angestellter, Mitglied oder anderes einer Firma, Behörde oder einem Verein, der in OSM aktiv ist?
  8. Sollte es deiner Meinung nach eine Amtszeitbeschränkung für den Vorstand geben? Das wurde schon unzählige Male diskutiert, es gibt eine nicht bindende Abstimmung mit 56-prozentiger Mehrheit aus dem Jahr 2014, die den Willen ausgedrückt hat, aber ohne Ergebnis.
  9. Deine Meinung zu bezahlten Kräften: Derzeit haben wir nur Teilzeitkräfte für Verwaltungsassistenz und Buchhaltung. Willst du diese beibehalten? Mehr Leute einstellen? Falls ja, wofür? Oder die bezahlte Arbeit zurückfahren, um die Arbeit Freiwilliger zu bevorzugen?
  10. Deine Meinung zu organisiertem Bearbeiten: Denkst du, dass die OSMF das regulieren sollte und, falls ja, wie sollte die Regulierung aussehen? Was denkst du über den Weg, den die OSMF dazu bislang genommen hat?
  11. Entscheiden, wer Fördermittel bekommt: Auch wenn die Details noch unklar sind, wird die OSMF im Laufe des folgenden Jahres beginnen, “Micro-Grants” (das ist relativ zur örtlichen Kaufkraft gar nicht so wenig) zu vergeben.
    • Welche Arten von Projekten und Themen sollten in solch einem Programm gefördert werden (bitte so konkret wie möglich)?
    • Wer (und in welchem Körper der OSMF) sollte bestimmen, welche Anträge bewilligt werden?
  12. Angemessene Sorgfalt bei Reverts: Welche Sorgfalt sollte OSM von Mappern erwarten, bevor diese Beiträge zurücksetzen?
  13. Kritik in sozialen Medien: Wie würdest du auf nachhaltige Kritik auf Twitter oder sozialen Medien reagieren? Wie würdest du die Zielscheibe der Kritik unterstützen?

Ein paar Zahlen

Name Benutzername Benutzername im Wiki HDYC-Level OSM seit OSMF seit
Tobias Knerr Tordanik Tordanik Casual Mapper (Regularly Active) 2008 2009
Jo Walsh zool Ultrazool Casual Mapper (Rarely Active) 2005 2015
Geoffrey Kateregga Kateregga1 Kateregga1 Casual Mapper (Active) 2012 2017
Joost Schouppe joost schouppe Joost_schouppe super mapper (highly active) 2008 (Bearbeitungen ab 2012) 2015
Guillaume Rischard Stereo Stereo heavy mapper (very active) 2008 (Bearbeitungen ab 2011) 2013
Miriam Gonzalez Mapanauta Mapanauta casual mapper (regularly active) 2015t 2015
Nuno Caldeira Nunocaldeira NunoCaldeira super mapper (highly active) 2012 (lt. eigenen Angaben 2011) 2018
Name Bearbeitungen OSM-Wiki Beiträge OSM-Forum OSM-Mailinglisten* (Mails/Jahr) Reputation OSM Help Zeichenzahl Wahlprogramm
Tobias Knerr 5686 2269 150 10057 10269
Jo Walsh 114 2 16 1 16
Geoffrey Kateregga 279 1 9 61 2009
Joost Schouppe 413 107 140 3197 6664
Guillaume Rischard 2946 38 9 256 2772
Miriam Gonzalez 19 14 6 inaktiv 3520
Nuno Caldeira 3 1 13 inaktiv 1582

*) nur öffentliche Mailinglisten, die auf der Übersichtsseite verlinkt sind (also ohne OSMF-Talk)

Name OSMF-Arbeitsgruppen aktiv im Local Chapter anderswo Vorstand (vormals oder noch) Gast in OSMF-Vorstandssitzungen
Tobias Knerr CWG, EWG wenig nein sehr häufig
Jo Walsh vormals DWG nicht aktiv ja selten/nie
Geoffrey Kateregga keine ja ? gelegentlich?
Joost Schouppe MWG ja ja des Öfteren selten
Guillaume Rischard DWG, MWG nicht existent ja immer wieder mal
Miriam Gonzalez keine kein formales ? selten
Nuno Caldeira keine nicht existent oder kein formales ja nicht?

Tobias Knerr

Person und Wahlprogramm

Tobias (Benutzername Tordanik) ist seit 2008 bei OSM aktiv und seit 2009 Mitglied der OSM Foundation. Er hat als Mapper angefangen und mit einem eigens angeschafften GPS-Empfänger weiße Flecken in seiner Gegend geschlossen, als es noch keine Luftbilder gab.

Im ersten, kurzen Absatz seines Wahlprogramms stellt er sich vor, der zweite hebt hervor, was OSM erreicht hat, bevor er in den übrigen Absätzen Probleme in der OSMF aufzeigt und seine Ideen zu ihrer Lösung darlegt.

Er ist über die zukünftige Rolle der OSMF besorgt. Es habe, solange er Mitglied der Foundation gewesen sei, eine gewisse Trennung zwischen der OSMF und der Community gegeben. In der letzten Zeit habe die OSMF sich jedoch damit abgemüht, gewisse Regeln (gemeint ist vermutlich die Organised Editing Guideline) einzuführen, obwohl diese von der Freiwilligen-Mappingcommunity ausdrücklich gewünscht worden waren. Er ist besorgt, dass sich die Schere durch die größere Bedeutung kommerzieller Datennutzer weiter öffnet. Er betrachte es als seine wichtigste Aufgabe, den Einfluss der Freiwilligen in der OSMF zu stärken.

Es sei die Aufgabe der OSMF, dem gesamten OSM-Projekt zu dienen – sowohl die freiwilligen Mapper als auch Unternehmen und all die anderen Gruppen. Organisationen übten jedoch einen überproportional großen Einfluss auf den Vorstand und das Projekt als Ganzes aus: Viele Vorstände seien in Geschäfte mit OSM oder humanitäre Organisationen im OSM-Umfeld involviert. Er möchte sicherstellen, dass die Beiträge der Firmen und Organisationen nicht zu Lasten der Interessen der Freiwilligen gehen.

Das bestehende Ungleichgewicht sei keine Folge böser Absichten. Er meint, dass es die Folge der Unorganisiertheit der selbstständig agierenden Freiwilligen sei. Um das auszugleichen, sollte die OSMF folgende Korrekturmaßnahmen vornehmen:

  • Alle aktiven Mapper sollen OSMF-Mitglieder werden können. Finanzielle und organisatorische Hürden sollten minimiert werden. Bei Mitgliedsanträgen solle der OSM-Benutzername stets angegeben werden. Die Benutzernamen aller Mitglieder sollten als Pseudonyme veröffentlicht werden.
  • Mit Interessenkonflikten solle verantwortungsvoll umgegangen werden. Die Geschäftsordung des Vorstands bittet befangene Vorstände, sich bei Abstimmungen zu enthalten. Die Regeln seien jedoch sehr vage und der Vorstand hat sich in einigen Fällen schwer getan, sie umzusetzen.
  • Je Organisation solle maximal ein Mitglied im Vorstand vertreten sein. Er glaubt, dass aufgrund der großen Anzahl an Individuen und Organisationen, die zu OSM beitragen, es nicht zu rechtfertigen sei, dass eine Organisation mehr als 30 Prozent der Stimmen im Vorstand innehat. Damit solle die Vielfalt im Vorstand verbessert werden.
  • Unternehmen sollten davon abgehalten werden, über Mitgliedschaften ihrer Mitarbeiter Einfluss auf den Vorstand auszuüben. Eine Person solle aus eigener Initiative der OSMF beitreten, nicht als Teil einer Gruppe. Firmen sollten ihren Angestellten die Mitgliedsbeiträge nicht erstatten und ihnen keine Wahlempfehlung aussprechen. Die Ansprüche sollten klar kommuniziert werden und Firmen aus dem OSM-Umfeld sollten an diese ethischen Standards gebunden werden. Fälle, in denen koordinierte Massenanmeldungen neuer Mitgliedschaften aufträten, sollten untersucht werden.
  • Die Transparenz und die Einbindung der Community solle verbessert werden. Der Vorstand und die Arbeitsgruppen sollten die Meinungen aus der Community in einem frühen Stadium einholen.

Antworten auf den Fragenkatalog

Tobias hat alle Fragen des offiziellen Fragenkatalogs beantwortet.

Auf die Frage wie er zu OSM gekommen sei und in welchen Bereichen er im Projekt aktiv war/ist, antwortet er, dass er sich nicht mehr an die ursprüngliche Motivation bzw. den Anstoß, bei OSM mitzumachen, erinnern könne. Er sei damals jedoch schon ein Unterstützer von freier Software gewesen und habe bei der Wikipedia und Wikimedia Commons mitgemacht. Zusammen mit anderen Mappern des örtlichen Stammtisches habe er Mappingpartys organisiert, JOSM-Schulungen gemacht, OSM Studenten und Leuten aus der Freie-Software-Bewegung gezeigt. Er war in der Organisation der FOSSGIS 2017 involviert. In seiner Freizeit arbeitet er an OSM2World, einer 3D-Rendering-Software. Er ist Mitglied der CWG, wo er Beiträge für blog.openstreetmap.org ins Deutsche übersetzt. Weil er als Mentor und Co-Admin von OSM für den Google Summer of Code seit 2015 aktiv war, ist er Mitglied der EWG geworden. Tobias nimmt sehr häufig als Gasthörer an den Vorstandssitzungen der OSMF teil.

Er hält sich für einen Vorstandsposten geeignet, weil er OSM liebt, seit einem Jahrzehnt dabei ist und sich sicher ist, den Durchblick zu haben, was in OSM wie läuft. Zudem habe er keine geschäftlichen Verwicklungen mit OSM und sei in keiner Nichtregierungsorganisation, die mit OSM zu tun habe, aktiv. Er sieht sich als eine Stimme der Hobby-Mapper und Freiwilligen. Diese Gruppe sollte im Vorstand stärker vertreten sein, als sie es bislang ist.

Tobias stimmt Mission Statement voll und ganz zu. Er denkt jedoch, dass darin einige Dinge fehlen und das Dokument die Werte des OSM-Projekts sowie, wie es tickt, nicht hinreichend gut wiedergebe. Ebenfalls stimmt er den Mappinggrundsätzen im Wiki zu.

Er denkt, dass OSM blühen und gedeihen werde, solange das Mapping Spaß mache. Die Top Ten Tasks der EWG sind seiner Meinung nach vernünftige Ziele mit einer großen Wirkung, die mittelfristig erreichbar seien. Zwar sei der Vorstand nicht in die Implementierung der Software direkt eingebunden, aber es sei seine Aufgabe sicherzustellen, dass die dafür erforderlichen Mittel verfügbar sind.

Es sei die Aufgabe der OSMF, die OSM-Community zu unterstützen, nicht zu kontrollieren („support, not control“). Deshalb möchte er gerne Verhaltensregeln (gemeint ist vermutlich ein Code of Conduct) vermeiden, die von oben herab beschlossen werden. Er sehe derzeit keinen Bedarf dafür. OSM sei weiterhin eine der angenehmsten Internet-Communitys, in denen er aktiv sei. Dennoch heiße das nicht, dass alles perfekt sei. In den letzten Jahren seien immer wieder mal Konflikte zwischen freiwilligen und bezahlten Mappern zu Tage getreten. Außerdem seien die Bemühungen, bestimmte Bevölkerungsgruppen anzusprechen, nicht gut genug. Seine größte Sorge ist die Verbesserung der ausgeglichenen Repräsentierung der einzelnen Regionen. Es sei die direkte Folge aus dem Hang von OSM zu vor Ort erhobenen Daten.

Allen Mappern sollte es möglich sein, der OSMF beizutreten. Finanzielle Hürden seien zu senken.

Mit Ausnahme von Jo, Geoffrey, Miriam und Nuno kenne er alle aktuellen und künftigen Vorstände.

Für die Erhöhung der räumlichen Vielfalt im Vorstand schlägt er vor, physischen Vorstandstreffen und synchroner Kommunikation weniger Bedeutung beizumessen. Zeitzonen und die Tatsache, dass das Hörverstehen eine höhere Hürde für Nicht-Muttersprachler sei, seien schädlich für das Engagement derzeit unterrepräsentierter Gruppen. Um eine größere Vielfalt unter den Kandidaten zu erreichen, sei es wichtig, weltweit aktive Mapper dazu zu ermutigen, Mitglied zu werden.

Tobias denkt, dass ein Interessenskonflikt ein Vorstandsmitglied disqualifiziert, an der Abstimmung teilzunehmen und sich an der Entscheidungsfindung im Vorfeld zu beteiligen. Man solle den Begriff „Interessenskonflikt“ nicht nur auf bezahlte Tätigkeiten beschränken. Wenn es in der Vorstandsarbeit um seine eigenen, als Freiwilliger gepflegte Open-Source-Projekte ginge, werde er sich enthalten.

Die fehlende Amtszeitbegrenzung für Vorstände halte er nicht für ein Problem. Der überproportional große Einfluss von Firmen und anderen Organisationen sei das Problem. Stattdessen solle man die Anzahl an Vorstandsmitgliedern, die mit OSM Geld verdienen, begrenzen. Dennoch sollte der Vorstand eine Amtszeitbegrenzung zusammen mit anderen Wahlrechtsänderungen einführen. Er möchte die Reform im kommenden Jahr anstoßen.

Tobias ist sehr kritisch gegenüber bezahlten Kräften in der OSMF. Bereits bestehende Beschäftigungsverhältnisse (diese sind auf freiberuflicher Basis) würde er beibehalten. Er werde sich nicht für weitere Kräfte einsetzen. Sollten die anderen Vorstände sich für weitere bezahlte Kräfte einsetzen, werde er sich nicht dagegen sperren, sondern bemühen, es mitzugestalten, damit es nicht nach hinten losgeht. Er spricht sich jedoch deutlich gegen bezahlte Kräfte in Führungs- und Leitungspositionen aus („Manager“ und „Projektleiter“) und will dem Widerstand leisten. Seine Antwort auf diese Frage enthält auch eine ausführliche Begründung seiner Position.

Er steht voll und ganz hinter den Organised Editing Guidelines, hätte aber einen Text, der näher am ersten DWG-Entwurf gelegen hätte, bevorzugt. Er hat den Prozess, der zur Richtlinie geführt habe, interessiert verfolgt und ist ein Mitautor des deutschen Entwurfs. Er ist sehr besorgt über die Umstände, die zu einem fast ein Jahr langen Entscheidungsfindungsprozess ohne intensive Einbindung der OSM-Community geführt haben.

Dem neuen Förderprogramm der OSMF steht er wegen einer Reihe offener Fragen, die dessen Befürworter noch nicht selber beantwortet haben, kritisch gegenüber. Die unterstützten Projekt müssen messbare Ziele haben. Sie sollten über übliche OSM-Mappingaktivitäten hinausgehen. Die Empfänger sollten schon vorher in OSM als Freiwillige aktiv gewesen sein. Er spricht von einer „history of contributions“ und will damit wohl ausdrücken, dass die Leute nicht ganz frisch dabei sein sollten.

Er möchte das Förderprogramm anfangs nicht thematisch begrenzen, um Raum für Versuche zu schaffen. Als Beispiele für Verwendungszwecke nennt er Mappingpartys, Code-Sprints (ähnlich Hackweekends) und den Erwerb von Satelliten-/Luftbildern. Die Ernennung eines Auswahlkomitees sei die kritischste Frage. Es widerspreche unserem Do-ocracy-Ansatz eine Gruppe zu haben, deren einzige Aufgabe das Entscheiden sei. Die damit verbundenen Risiken könne man umschiffen, indem man das Komitee nur für einen begrenzten Zeitraum aufstelle und langjährige Aktive auswähle. Der gesamte Prozess müsse „transparent by design“ (transparent von Anfang an) sein.

Die unpräzise Frage, welche Pflichten jemand habe, der Änderungssätze revertiert, beantwortet er deutlich ausführlicher als die anderen Kandidaten. Auch berechtigte Reverts können Mitwirkenden die Freude an OSM verderben, seien aber in einem Wiki-artigen Projekt erforderlich. Für Importe und organisierte Aktivitäten setzt er höhere Mindestqualitätsanforderungen an. Wenn ein Mapper in seiner Gegend mit qualitativ mangelhaften Beiträgen überschwemmt werde, sei es die Aufgabe anderer Communitymitglieder und der Arbeitsgruppen der OSMF, ihm zu helfen.

Auf die unpräzise Frage nach dem Umgang mit Kritik in sozialen Medien antwortet er allgemein. Öffentlichkeitsarbeit sei eine Community-Aufgabe. Gelegentlich sei es erforderlich, dass die Communications Working Group die Position des Projekts öffentlich darlege. Wenn Mitwirkende angegriffen oder bedroht werden, sei es die Aufgabe der Foundation, ihnen den Rücken zu stärken.

Jo Walsh

Person und Wahlprogramm

Jo ist seit 2005 bei OSM aktiv, hat mir ihrem Benutzerkonto zool aber sehr wenig gemappt. Sie hat kein Wahlprogramm fristgerecht eingereicht.

Antworten auf den Fragenkatalog

Sie hat nur elf von zwölf Fragen beantwortet. Ihre Antworten sind im Allgemeinen recht kurz.

Sie ist keine wirklich aktive Mapperin, besucht eigenen Angaben zufolge aber regelmäßig den OSM-Stammtisch in Edinburgh. In den Jahren 2015 bis 2016 war sie 18 Monate lang in der Data Working Group aktiv.

Da sie in den vergangen Jahren Mitglied des Vorstand der Open Source Geospatial Foundation (OSGeo) und der Open Knowledge Foundation war, glaubt sie für das Amt eines Vorstands geeignet zu sein. Sie schreibt, sie habe keine besondere Ziele für OSM.

Ihr Antwort auf die Frage, ob sie das Mission Statement der OSMF gut finde und was sie ändern würde, antwortet sie mit einigen konkreten Änderungsvorschlägen. Unter anderen schreibt sie, dass einige der Aufgaben des Vorstands in diesem Dokument eigentlich Aufgaben der Arbeitsgruppen seien. Es solle deutlich gemacht werden, die die Verantwortung bei den Arbeitsgruppen liege und diese Autonomie genießen würden. Die OSMF sei keine Firma, der Vorstand solle verwalten, nicht leiten und befehlen.

Jo ist für einen Verhaltenskodex. Wie man neue Mapper besser einbinden könne, antwortet sie mit einer allgemein. Sie habe diese Frage auf dem örtlichen OSM-Stammtisch gestellt und gibt in ihrer Antwort die dortige Antwort wieder.

Sie kennt keinen der anderen Kandidaten persönlich. Von den bestehenden Vorständen kennt sie nur Mikel Maron persönlich. Sie hebt Guillaume Rischard lobend hervor.

Die Frage nach der Vielfalt im Vorstand beantwortet sie nicht.

Jo geht keiner kommerziellen Tätigkeit nach, die mit OSM zu tun hat. Ihr fällt nichts ein, mit dem sie rechne, das sie dazu zwingen würde, sich der Stimme bei Befangenheit zu enthalten. Sie ist beim British Geological Survey tätig. Ihre Kollegen dort würden aber gelegentlich Mapathons organisieren, deren Teilnahme freiwillig sei.

Sie ist für eine Amtszeitbeschränkung. Weitere Details enthält ihr Antwort auf diese Frage nicht.

Auf die Frage nach bezahlten Kräften antwortet sie, dass es sinnvoll sei, eine Verwaltungsassistenzkraft zu bezahlen (gemeint ist damit vermutlich Dorothea). Sie strebe nicht danach, weitere Kräfte zu bezahlen. Es bestünde das Risiko, dass jemand in einer leitenden Position schlussendlich Fundraising für seine eigene Stelle betreibe und die Öffentlichkeitsarbeits-Bemühungen Freiwilliger schwäche. Die anarchische und hemdsärmlige Natur gebe dem OSM-Projekt seine Stärke.

Jo denkt, dass die Directed Editing Guidelines (sie spricht von einem „Entwurf“ – möglicherweise ist sie über den aktuellen Beschluss gar nicht informiert) zu breit seien. Ein Satz an sozialen Anforderungen könne nicht sowohl kleine Forschungsprojekte als auch Firmen mit bezahlten Mappern abdecken. Die DWG sollt die Werkzeuge und Autonomie haben, ihre Aufgabe zu erfüllen. Es solle aber klar sein, was ihre Aufgaben seien.

Sie bezeichnet ein Förderprogamm eine erfreuliche Entwicklung der OSMF. Sie habe keine Erfahrung mit solchen Programmen. Sie würde die Anzahl der Mitglieder im Auswahlkomitee hoch ansetzen, lokale Gruppen sollten Vertreter entsenden.

Bei der Frage nach der angemessenen Sorgfalt beim Revertieren von Änderungssätzen antwortet sie, dass sie die Frage nicht verstehe. Niemand solle einfach so Änderungen rückgängig machen und man solle stets von gute Absichten ausgehen.

Falls OSM in sozialen Medien heftig kritisiert werde, werde sie natürlich ruhig und maßvoll bleiben. Als Vorstandsmitglied würde sie weniger Kontroverses in den sozialen Medien sagen und vermeiden, dass ihre Aussagen als offizielle Statements verstanden werden.

Geoffrey Kateregga

Person und Wahlprogramm

Geoffrey kommt aus Uganda, ist seit 2012 bei OSM dabei (Benutzername Kateregga1). Er ist bei HOT angestellt.

Sein Wahlprogramm recht kurz. In den beiden ersten, langen Absätzen stellt er sich und seinen Weg in OSM vor und lobt in amerikanischem Stil OSM. Während anfangs sein Fokus auf der Datenerfassung gelegen habe, widme er sich seit er im Jahr 2014 HOT beigetreten sei, dem „Community-Building“. Im Jahr 2016 sei er daran beteiligt gewesen, das Netzwerk OSM Afrika zu gründen. Im Jahr 2017 sei er als Vorsitzender des Organisationskomitees der State of the Map Afrika in Kampala (Uganda) beteiligt gewesen.

Der dritte, lange Absatz widmet sich seinen Zielen. Er möchte seine Energie in den Aufbau das “Community-Building” als Teil der Local Chapters Working Group sowie das Förderprogramm (englisch: Microgrants Programme) stecken, sobald es angelaufen sei. Es gebe ein Bedürfnis Communitys zu gründen und daraus Local Chapters zu formen, indem man ihnen klare Anleitungen gebe. Das Förderprogramm werde nicht nur örtlichen Communitys die Möglichkeit geben, lokale Probleme zu lösen, sondern OSM auch mehr Sichtbarkeit verschaffen.

Probleme und aktuelle Fragen der OSMF-Politik thematisiert er in seinem Wahlprogramm nicht.

Antworten auf den Fragenkatalog

Er gibt in seiner Antwort auf die Frage nach der Motivation in OSM und seinen Aktivitäten an, dass er OSM beigetreten sei, weil er große Datenlücken gesehen habe – nicht nur in Uganda, sondern auch anderswo. Sein Fokus ist nicht auf dem Mappen. Stattdessen spricht er von „capacity building“, Training neuer Mapper und dem Wachstum der OSM-Community insbesondere an Hochschule. Er möchte die Anzahl der Local Chapters der OSMF vergrößern. Die weiteren Ausführungen in seiner Antwort auf diese Frage stehen auch in seinem Wahlprogramm.

Für den Vorstand sei er geeignet, weil er seit 2012 in verschiedene OSM-Projekte involviert sei und die Bedeutung einer vielfältigen Community für das Wachstum von OSM verstünde. Er denkt, dass er neue Ansichten und Erfahrungen in die Vorstandsarbeit einbringen könne.

Zum Mission Statement schreibt er nur, dass die Werte und Ziele des OSM-Projekts gut und wichtig seien. Er würde gerne die Überprüfbarkeit der Daten ergänzt sehen.

Auf die Frage, wie man neue Mapper begrüßen könne und diesen Raum zum groß werden geben könne, antwortet er mit allgemein gehaltenen Positionen ohne konkret zu werden. Auch zur Frage bzgl. der Erhöhung der Vielfalt in der Community bleibt er sehr allgemein und betont noch einmal, dass er neue Ansichten in die Vorstandsarbeit einbringen könne.

Geoffrey spricht sich dafür aus, dass eine Regulierung von Community-Mitgliedern von der OSMF eingeführt werden solle. Was er damit genau meint, gibt er nur indirekt mit einer allgemeinen Floskel an: Die OSM-Community solle eine freundliche Community sein, in der jeder willkommen sein solle. Das läuft wohl auf einen Code of Conduct hinaus,den die OSMF beschließt.

In seiner Antwort auf die Frage, welche Kandidaten oder Vorstände er kenne, erwähnt er Miriam Gonzalez, Kate Chapman, Mikel Maron und Heather Leson in amerikanischem Stil lobend. Er habe die vier auf Konferenzen bislang schon einmal getroffen. Andere erwähnt er nicht.

Die Antwort auf die Vielfalt des Vorstands fällt knapp aus. Inhaltlich geht er auf die Frage nicht ein. Die OSMF solle Local Chapters unterstützen. Regionale Führer sollten ernst genommen werden und dadurch ermutigt werden, für den Vorstand zu kandidieren.

Geoffrey arbeitet für HOT US Inc. (bezahlte Stelle) als GIS-Leiter und Community-Programm-Assisstenz. Er ist Vorsitzender von MapUganda, der Organisation der OSM-Community in Uganda. Er werde sich aus der Entscheidungsfindung heraushalten, wenn es einen Hinweis auf einen Interessenskonflikt zwischen ihm als Vorstandsmitglied und seinen anderen Tätigkeiten gebe.

Er spricht sich für Amtszeitbeschränkungen aus und erwähnt den Präsidenten von Uganda, der seien Amtszeitbeschränkung aus der Verfassung entfernt habe, um nach 32 Jahren bis an sein Lebensende regieren zu können. Er sehe, wozu das führe.

Geoffrey spricht sich ausdrücklich für bezahlte Kräfte aus und meint, dass man weitere einstellen solle. Ein Grund, warum OSM in Afrika nicht so schnell und leicht wachse, sei, dass es schwierig sei, Freiwillige zu finden, wenn den Leuten das Nötigste noch fehle. Es sei möglich, dass bezahlte Kräfte nicht der Mitwirkung Freiwilliger schaden würden.

Er ist ausdrücklich für organisiertes Mapping. Die Lücken in den OSM-Daten mancherorts sollten seiner Meinung durch organisiertes Mapping geschlossen werden. Die Regeln sollten leichtgewichtig sein, sodass es keine Hürden gebe, aber stark genug, sodass die Aktivitäten anderen gegenüber sichtbar sind.

Das Förderprogramm der OSMF solle dazu genutzt werden, lokale Probleme zu lösen. Die weitere OSM-Community solle in die Auswahl der Empfänger einbezogen werden. Die OSM-Community solle wie bei den OSM Awards über die Empfänger abstimmen. Zum Förderprogramm solle es auch ein Mentoring-Programm geben.

Die Frage nach der Sorgfalt beim Revertieren beantwortet er stark abweichend von seinen Wettbewerbern. Wie bei Importen solle ein Revert vorher auf der nationalen Mailingliste diskutiert werden. Der Mapper, dessen Änderungen revertiert werden, solle vorher kontaktiert werden. Das helfe dem Mapper, den Fehler nicht zu wiederholen.

Sein Antwort auf die Frage, wie man mit heftiger Kritik gegen OSM in sozialen Medien umgehen solle, beantwortet er nichtssagend. Zur Reaktion auf Angriffe gegen einzelne Communitymitglieder äußert er sich nicht.

Joost Schouppe

Person und Wahlprogramm

Joost Schouppe tritt dieses Jahr zum zweiten Mal an, nachdem er letztes Jahr mit wenigen Stimmen Rückstand gegen Heather Leson verloren hatte.

Joost kommt aus Belgien und ist seit 2012 bei OSM dabei. Er arbeitet in der öffentlichen Verwaltung und hat keine kommerziellen Verflechtungen mit OSM. Im Laufe der Zeit sei er zum „Community-Organisator“ geworden. Er sei nicht wegen Open Source oder Open Data zu OSM gekommen, sondern weil er sich für Karten interessiere.

Sein Wahlprogramm gliedert sich in drei Teile. Zuerst listet er kurz auf, was er plant, falls er nicht gewählt wird. Anschließend legt er seine Prioritäten dar, bevor er sich zum Schluss selber vorstellt.

Joost ist Mitglied des Vorstands von OSM Belgien, einem anerkannten Local Chapter der OSMF. Sollte seine Kandidatur erneut scheitern, wird er sich dennoch in der OSMF engagieren. Er möchte die Local Chapters Working Group als Community Working Group „neu starten“. Zudem möchte er die Verbindungen zwischen OSM und der Wissenschaft verbessern.

Sein Hauptziel ist es, die Community zu vergrößern. Das heiße für ihn, lokale Mapper zu fördern. Daher freue er sich so sehr über das Förderprogramm.

Eines der wichtigsten Dinge, um die Basis an Freiwilligen [in der OSMF] zu vergrößern, sei zu versuchen, wieder ein Verein zu sein, dem man beitreten wolle. Er habe zu oft von anderen Leuten gehört, dass sie keine Lust hätten, sich in der OSMF einzubringen, weil das Klima so rau sei. Ohne Namen zu nennen, ruft er gewisse zentrale Persönlichkeiten dazu auf, bei der Wortwahl das Gewicht ihrer Worte zu berücksichtigen.

Er möchte die Vielfalt unter den Mitgliedern verbessern. Zwar sei es ein unerreichbares Ziel, dass keine Gruppe überproportional repräsentiert ist, aber man könne mit einigen Möglichkeiten experimentieren. Drei nennt er explizit:

  • Er stellt die offene Frage, wie man diejenigen erreichen könne, die keine Englischkenntnisse haben. Er berichtet, dass in Belgien Englisch als Kommunikationssprache verwendet werde, damit keine Gruppe einen Vorteil habe. Da es aber auch Leute gebe, deren Fremdsprachenkenntnisse gering seien, sei es schlussendlich doch erforderlich, in drei Sprachen (Englisch, Niederländisch, Französisch) zu kommunizieren, auch wenn das Übersetzen viel Arbeit sei. Eine konkrete Lösung nennt er jedoch nicht.
  • Beim Kommunizieren seien nicht nur Sprachbarrieren ein Problem. Wer kommuniziere und diskutiere, solle sich der Unterschiede, die aus kulturellen Unterschieden, verschiedenen Geschlechtern oder Bildungsständen resultieren, berücksichtigen. Er meint, dass man vielleicht externen Rat hinzuziehen solle, der sich mit der Kommunikation über kulturelle Grenzen hinweg auskenne.
  • Er kritisiert, dass Diskussionen in der OSMF auf Mailinglisten als einziges Medium beschränkt seien. Als Vorstandsmitglied würde er gerne aktiv andere Möglichkeiten unterstützen, mit denen man mehr Beiträge zur Entscheidungsfindung erhalten könnte und nennt Umfragen als ein Beispiel von mehreren.

Antworten auf den Fragenkatalog

Er schreibt als Antwort auf die erste Frage, dass er immer weiter in OSM hineingerutscht sei. Er mappe fast täglich und sei als Organisator in der Community aktiv. Zusammen mit Jorieke Vyncke (bei Missing Maps aktiv) und Ben Abelshausen hätten sie in Belgien die OSM-Community aufgebaut. (Joost ist aber kein Mitglied von HOT US Inc.)

Joost meint, er sei für das Amt als Vorstand geeignet, weil er sich als Vermittler sehe. Er hebt hervor, dass er in ein Gespräch nicht mit Vorurteilen hineinginge. Vielleicht sei das daran gelegen, dass er aus einem Land sei, das ohne Kompromisse nicht funktionieren würde – Belgien.

Zum Mission Statement und den Good-Practice-Regeln meint er kurz und knapp, dass sie gut seien.

Zur Verbesserung der Willkommenskultur meint er, dass die OSMF mehr tun solle, um das Begrüßen von Neulingen zu erleichtern. Die Liste an Kommunikationskanälen, die im iD-Editor nach dem Hochladen angezeigt werden, hält er für einen guten ersten Schritt.

Er denkt, dass es weibliche Leitpersönlichkeiten bräuchte, um Frauen als Mapperinnen zu gewinnen. Es sei aber auch noch mehr Forschung in der Richtung erforderlich, um das Marketing zielgerichteter durchführen zu können.

Joost meint, dass neue Mapper zuerst Datennutzer seien. Die Chancen, die zwei Milliarden neue Nutzer (Facebook nutzt OSM) mit sich brächten, solle man nutzen. Aber nicht jeder Konsument werde auch ein Beitragender. Wir sollten die Entwickler von Apps ermutigen, ihre Nutzer in Beitragende zu verwandeln.

Die Frage, ob er über seine Wettbewerber und die aktuellen Vorstände etwas sagen könne, hat er nicht verstanden. Seine Antwort ist ein Satz, der keine Informationen enthält.

Um die Vielfalt im Vorstand zu erhöhen, solle man unten anfangen. Die Mitglieder der OSMF sollten die Mapper-Community repräsentieren. Das Beitragserlassungsprogramm sei ein guter Schritt nach vorn. Er sei gespannt, wie es sich entwickle.

Es gebe aber auch echte Probleme. Erstens sei es derzeit praktisch nicht möglich, ohne exzellente Englischkenntnisse Vorstand zu sein. Das gelte vielleicht auch für das Engagement in der OSMF. Lösungsansätze habe er keine, aber man könne ja bestimmte Dinge ausprobieren. Zweitens frisst das Engagement auch Zeit. Das könne erklären, warum im OSM-Umfeld geschäftlich tätige Leute aktiver seien. Zwar seien Firmen und Nichtregierungsorganisationen ein Weg, viel Aufmerksamkeit zu erhalten, und diese Beziehung idealerweise symbiotisch. OSM sei aber ein Freiwilligen-Projekt, das das Geschäftsleben betrifft, kein kommerzielles Projekt, das durch Crowdsourcing betrieben werde. Damit stößt er recht kritische Töne in Sachen Firmen an.

Zur Frage nach Interessenskonflikten meint er, dass seine berufliche Tätigkeit ausreichend weit von OSM entfernt sei und er keine Interessenskonflikte deshalb erwarte. Er (Soziologe) ist arbeitet in der Kommunalverwaltung und erstelle lokale Statistiken für Entscheidungsträger. Umgekehrte Interessenskonflikte habe er jedoch gelegentlich, wenn er Kollegen von der Nutzung von OSM überzeugt.

Joost denkt, dass ein gewisse Art von Amtszeitbeschränkung nötig sei. Es bringe das Risiko mit sich, erfahrene Leute deshalb zu verlieren. Manchmal sei frisches Blut jedoch notwendig.

Joost ist für bezahlte Kräfte, v.a. als Projektmanager. Er denkt, dass das den Freiwilligen die Arbeit leichter mache und sie nicht ersetze.

Er drückt sich sehr positiv über die Organised Editing Guidelines aus. Als Mapathon-Organisator sehe er zwar ein paar problematische Anforderungen, aber nichts, das nicht machbar sei. Als örtlicher Mapper fühle er sich von den Guidelines beschützt. Falls sich Probleme herausstellen werden, könne man sie ja noch anpassen.

Zum Förderprogramm meint Joost, dass man zuerst sich im Klaren sein solle, was man damit erreichen wolle. Im Advisory Board sei die Idee aufgekommen, dass es als Vertrauensbeweis dienen könne. Wenn man eine große, umfangreiche Idee hat, kann man erst einmal einen kleinen Schritt finanzieren und schauen, ob da das klappt. Er denkt, dass man die Mittel hauptsächlich für zwei Zwecke nutzen solle:

  • Anstoß für OSM-Communitys: Mapper, die eine erste Veranstaltung organisieren wollen, die bessere Mappingwerkzeuge brauchen oder die anders keine anderen Veranstaltungen besuchen können usw.
  • die Prioritäten der Community umsetzen

So ein Programm solle nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Bei HOT US Inc. hätte es eine 50%-Stelle benötigt, um es am Laufen zu halten. Man solle daher Mittel für die Stelle eines Projektmanagers bereitstellen. Das Treffen der Entscheidung sei ein leichterer Job. Er sehe idealerweise ein demokratisches Wahlsystem, bei dem die Community die finale Entscheidung trifft.

Joost denkt, dass Reverts nicht leichtfertig erfolgen sollten. Unter den vielen Fehlern können auch ein paar Perlen verborgen sein. Der Verantwortliche solle kontaktiert werden. In Belgien würden Reverts nur nach Rücksprache mit den anderen Mappern in der belgischen Chatgruppe erfolgen, um ein zweites Augenpaar zu haben.

Zur Frage nach dem Umgang mit Kritik in den sozialen Medien meint Joost, dass OSM manchmal ein unfreundlicher Ort sei. Er denke, dass das nicht so sein sollte und es dem Projekt schade. Darüber solle man aber in den OSM-Kanälen diskutieren, nicht in sozialen Medien. Anlass für die Frage sei seiner Meinung nach ein konkreter Anlass. Eine wichtige Person habe sich verkürzt und falsch über OSM geäußert. Joost hätte für eine Erwiderung gestimmt, wenn die Person nicht eine korrigierte, verbesserte Fassung ihres Social-Media-Statements veröffentlicht oder es zurückgenommen hätte.

Guillaume Rischard

Person und Wahlprogramm

Guillaume kommt aus Luxemburg. Er hat vor zwei Jahren schon einmal erfolglos kandidiert und verweist zu Beginn seines Wahlprogramms auf das damalige. Dieses war in drei Abschnitte „Zu einer immer besseren Karte“, „Repräsentierung der Mapper-Community“ und „Neue Geldquellen finden“ gegliedert. Das sei alles soweit noch gültig mit der Ausnahme, dass Apple und Facebook jetzt OSM unterstützen würden.

Sein diesjähriges Wahlprogramm ist recht kurz, aber reich an konkretem Inhalt und in die drei Punkte „Chancengleichheit“, „Transparenz der Vorstandsarbeit“ und „Arbeitsgruppen“ gegliedert.

Dem ersten Abschnitt widmet er sich am meisten. Er erwähnt die Massenanmeldung von 100 Indern und die Vorwürfe der Wahlempfehlungen in Firmen, welche kontrovers diskutiert wurden. Die aktuelle Satzung habe keine Hürden gegen Massenanmeldungen. Die Membership Working Group solle damit beauftragt werden, zusammen mit der Community ein umfangreiches, aber angemessenes Paket an Maßnahmen zu entwickeln, um Wahlbetrug und „regulatory capture“ (Vereinnahmung einer Regulierungsbehörde) [durch Firmen] zu verhindern. Nur die breite Teilnahme leidenschaftlicher Mapper aus vielen Communitys in den Aktivitäten der OSMF könne verhindern, dass die OSMF durch Dritte übernommen werde. Er ruft daher jedes OSMF-Mitglied dazu auf, mitzuhelfen, Mapper zu einer Mitgliedschaft in der OSMF zu bewegen.

Er fordert, dass die Transparenz der Vorstandsarbeit verbessert werde. Es sei dem Vorstand derzeit möglich, viele hinter den Kulissen zu machen. Umlaufbeschlüsse würden unter bestimmten Umständen nicht veröffentlicht werden.

Es sei ein andauernder Zustand, dass Freiwillige und ihre Arbeitsgruppen in der OSMF mit der Arbeit überlastet seien. Die OSMF kann und sollte mehr tun, um sie zu entlasten, einschließlich Unterstützung von außen.

Antworten auf den Fragenkatalog

Guillaume ist seit 2011 dabei. Er hat erstmals von OSM im Jahr 2008 gehört, es aber nicht ernst genommen. Er ist ein klassischer Hobby-Mapper durch und durch. Er mappt hauptsächlich in Luxemburg und im Kosovo, wo seine Freundin sich dienstlich bedingt aufhält. In der OSMF engagiert er sich in der Data Working Group und der Membership Working Group. Zudem hat er durch konsequentes Erinnern und Anmahnen die Umsetzung einer HTTPS-überall-Richtlinie (die gibt es nicht formal) erreicht. Guillaume ist Co-Maintainer des Editor-Layer-Index und schreibt Issues und Pull-Requests auf GitHub. Er hat schon bei ein paar Vorstandstreffen zugehört und empfiehlt in ironischem Ton Popcorn dazu.

Er meint, dass seine Mitarbeit in der DWG und MWG ihm die entscheidende Erfahrung für die Arbeit als Vorstand gegeben habe. Zudem sei er im Jahr 2017 in den Verkehrsausschuss der Stadt Luxemburg gewählt worden. Er war und ist Mitglied der Vorstände einiger Vereine. Er weiß, wie in der OSMF der Hase läuft. Aufgrund seiner politische Aktivität sei er mit der Kompromissfindung vertraut. Die kulturellen Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern kennt er als Luxemburger mit Kenntnissen in Luxemburgisch, Französisch, Deutsch und Englisch sowieso.

Auf die Frage, ob er hinter dem Mission-Statement steht, antwortet er ausweichend. Er denkt, dass man solche Dokumente von Zeit zu Zeit überprüfen sollte. Das sollte aber unter Einbindung der Community geschehen. Dafür schlägt er eine Umfrage vor.

Guillaume spricht sich dafür aus, die Community mit Werkzeugen zu unterstützen, die die Ansprache von Neulingen verbessern. Er verweist dabei auf die Schweiz und Belgien. Bezüglich der OSMF-Mitglieder hebt er hervor, dass er es geschafft habe, in Frankreich, Luxemburg und dem Kosovo in kurzer Zeit (vor dieser Wahl) eine erhebliche Anzahl an Mitgliedern anzuwerben.

Er findet einen Code of Conduct im Grunde gut. Es sei aber die Aufgabe der OSMF, den Konsens der Community zu bestätigen, nicht zu bestimmen.

Die Operations Working Group bezeichnet er gerade als die große Schwachstelle von OSM. Die Systeme seien am Laufen und wenige engagierte Freiwillige investieren ihre Zeit, aber neue Entwicklungen gebe es keine. Konkrete Abhilfe erwähnt er aber nicht.

Guillaume findet lobende Worte für jeden seiner Wettbewerber. Tobias erwähnt er als guten Kandidaten, um den akademischen Teil in OSM zu stärken.

Auf die Frage, wie seine Meinung zur fehlenden räumlichen Vielfalt im Vorstand sei, antwortet er, dass er in der Vergangenheit gezielt Kandidaten aus unterrepräsentierten Ländern gewählt habe. Es sei wichtig, viele und räumlich breit gestreute Mitglieder zu haben. Dahin sei es immer noch ein weiter Weg. Er plädiert dafür, sich nicht so sehr auf die mangelnde Vielfalt im Vorstand zu konzentrieren. In einem Vorstand mit sieben Leuten sei es hingegen nicht erreichbar, alle Minderheiten zu repräsentieren. Er sei gegen Grenzen (vermutlich meint er damit eine Obergrenze für eine bestimmte Gruppe), da solche Systeme leicht zu umgehen seien und zu Klientelismus führen. Stattdessen solle man lokale Communitys stärken und den Local Chapters mehr Einfluss verschaffen.

Interessenskonflikte sieht er keine. Er arbeitet als freiberuflicher IT-Berater. Die meisten seiner Projekte hätten keinen Bezug zu Karten. Er kritisiert das Verhalten eines Vorstandsmitglieds, das wegen Befangenheit nicht über die Organised Editing Guidelines mit abstimmen durfte, dafür gekämpft hat, dass die Regeln aufgeweicht werden. Gemeint ist damit wahrscheinlich Mikel Maron (er nennt dessen Namen nicht explizit). Auf dem Niveau sei selbst der Anschein von Unanständigkeit bedauernswert, in seiner jedoch geächtet. Er wisse aus seiner politischen Tätigkeit mit Befangenheit umzugehen. In einem Fall habe er vorübergehend die Sitzung verlassen, wie es in solchen Fällen üblich sei.

Er spricht sich nicht für und nicht gegen eine Amtszeitenbeschränkung aus, empfindet die aktuelle Regelung aber als sehr seltsam. Es sei die Entscheidung der Mitglieder, wie hier zu verfahren sei.

Zu bezahlten Kräften meint er, dass Dorothea ein Glücksgriff sei, und lobt ihre Neutralität und Professionalität. Falls man Leute bezahle, solle das nur für Tätigkeiten geschehen, die für die Freiwilligen zu viel seien. Als Beispiel erwähnt er die Membership Working Group, die mit dem Eintragen neuer Mitglieder nicht hinterherkomme. Die OSMF solle keine bürokratische, riesige Nichtregierungsorganisation werden. Der Kern müsse aus Freiwilligen bestehen. Genau diese hätten die Massenanmeldung von 100 neuen Mitgliedern kurz vor Ende der Anmeldefrist für die nächste Wahl bemerkt.

Guillaume ist der Autor des zweiten Entwurf der Organised Editing Guidelines, die der Vorstand mittlerweile beschlossen hat. Er schreibt dazu, dass es für ein offenes Projekt wichtig sei, die Erwartungen klar zu kommunizieren. Das bringe Sicherheit und Verlässlichkeit für beide Seiten – Organisationen und die Community. Der Leitfaden sei ein Ergebnis der Erfahrungen der DWG mit solchen Fällen. Sie sollten auf ihre Wirksamkeit überprüft werden, sobald man ihre Wirkung einschätzen kann, vorher nicht. Er kritisiert diejenigen, die den Leitfaden teils als zahnlos, teils als drakonisch dargestellt haben. Sie gäben der Community die Freiheit, es sei aber dennoch möglich, im Zweifelsfall Aktionen zu stoppen, meint er.

Für das Förderprogramm schlägt Guillaume die Einrichtung einer Arbeitsgruppe vor. Die Vergabeentscheidung solle nach einer Diskussion mit der Community getroffen werden. Man solle Infrastruktur und Communitys nachhaltig unterstützen und nicht Leute für das Mappen bezahlen. Bei der Evaluierung der Förderungen solle ein messbares Ergebnis vorliegen.

Man solle stets von guten Absichten ausgehen, meint er auf die Frage zu Reverts.

Seine Antwort auf die Frage nach dem Umgang mit Kritik enthält keine konkrete Meinung. Er erwähnt jedoch die intensiv diskutierte Krim-Frage und, dass der Beschluss der DWG dazu am Ende zu Kritik, Angriffen und Drohungen gegen Freiwillige geführt habe.

Miriam Gonzalez

Person und Wahlprogramm

Miriam gibt an, seit 2014 in OSM aktiv zu sein. Ihr OSM-Benutzerkonto Mapanauta hat aber 2015 erstmals Änderungssätze zu OSM hochgeladen. In ihrem Wahlprogramm beschäftigen sich nur drei kurze Aufzählungspunkte mit ihren Plänen, im Rest stellt sie selbst sich vor.

Antworten auf den Fragenkatalog

Sie habe 2013 erstmals von OSM erfahren und sei von der geringen Datenmenge enttäuscht gewesen. Zusammen mit einigen Mappern habe sie Mapathons organisiert und in Hochschulen und Behörden für Open Data und OpenStreetMap geworben. Sie habe am Import der Verwaltungsgrenzen in Mexiko im Jahr 2016 mitgewirkt und Mappingaktionen nach Wirbelstürmen und Erdbeben. Mittlerweile studiert sie Geomatik. Sie ist Mitglied der Gruppierung Geochicas, einer Mapperinnengruppe in Lateinamerika, die sich für einen höheren Frauenanteil in OSM engagiert und mittlerweile auf auch außerhalb Lateinamerikas aktiv ist.

In den Antworten auf die Mitgliederfragen gibt sie an, dass sie über ihre berufliche Tätigkeit zu OSM gekommen sei. Sie habe in einer Firma gearbeitet, die die Firma Skobbler (eine OSM-basierte Navi-App) aufgekauft habe und über die Datenqualität in OSM besorgt gewesen sei. Gemeint ist damit die Firma Telenav. Mittlerweile arbeitet sie nicht mehr dort und hat eigenen Angaben zufolge keine Interessenskonflikte mehr.

Wenn sie gewählt wird, möchte sie lokale Communitys insbesondere in den Ländern unterstützen, die andere Bedürfnisse als die auf der Nordhalbkugel haben. Sie möchte den Frauenanteil erhöhen und „andere Communitys“ sollten sich OSM mehr willkommen fühlen. Zudem möchte sie neue Mappingtechniken und die Entwicklung guter „Mensch-Maschine-Arbeitabläufe“, die die von auf Menschen zentrierte Karte mit maschinellen Verfahren verbessern.

Miriam hat vier Fragen nicht beantwortet. Sie hat sie später nachgereicht, als die Antworten ihrer Wettbewerber veröffentlicht haben. Um gleiche Bedingungen für alle Kandidaten zu schaffen, werden hier nur die fristgerecht eingegangenen Antworten berücksichtigt.

Sie mappt meist kleinere Städte in Mexiko und an anderen Orten in Lateinamerika sowie organisierte Treffen und Mapathons. Sie hat auch schon an Vorstandssitzungen teilgenommen.

Auf die Frage, warum sie für das Amt als Vorstand geeignet sei, antwortet sie, dass sie die Dinge praktisch sehe und gut im Fällen von Entscheidungen sei.

Die Frage, ob sie das Mission Statement und die Good-Practice-Seite gut finde und was sie daran ändern würde, hat sie nicht beantwortet.

Auf die Frage, wie OSM alle möglichen Mapper in die Community aufnehmen kann, schlägt sie als Ergänzung zur textbasierten Kommunikation mehr Live-Veranstaltungen vor. Um neue Mapper besser zu begrüßen, schlägt sie umfangreichere Willkommens-Mails vor, die vollautomatisch versendet werden. Zudem könnte man bei der Registrierung mehr Informationen abfragen, um mehr über die Mapper und ihre Motivation zu wissen. Als Antwort auf die Frage, wie man die Vielfalt (Regionen, Einkommen, Geschlechter, sexuelle Orientierung) verbessern könnte, erwähnt sie das Projekt Geochicas, in dem sie aktiv ist. Dieses sei in drei Richtungen aktiv, um den Frauenanteil zu erhöhen: Wissen teilen, einen sicheren Raum für die Mitarbeit schaffen und Frauen zu ermutigen, auf Konferenzen zu reden.

Miriam schlägt Verhaltensregeln vor, damit jeder einen Leitfaden für seine Verhalten habe.

Sie schreibt, dass sie von den Kandidaten nur Geoffrey und Joost bislang im realen Leben getroffen habe.

Miriam hält die räumliche Vielfalt für sehr wichtig, da jede Region andere Bedürfnisse habe. Das täte den OSM-Daten gut. Sie hält sich für eine „globale Bürgerin“, da sie bislang schon in vielen Ländern gelebt habe, u.a. China, Frankreich, Vereinigtes Königreich, USA und Mexiko. Richtig beantworten tut sie die Frage bezüglich der Vielfalt im Vorstand jedoch nicht, sondern weicht aus.

Auf die Frage nach Interessenskonflikten und ihrem Umgang damit antwortet sie, dass sie keinen habe. Falls sie eine bezahlte Stelle mit OSM-Bezug antrete, könne sie das mitteilen. Zu ihrem Umgang mit Interessenkonflikten und ihren Ansprüchen enthält ihre Antwort keine Informationen.

Die Frage nach der Amtszeitbeschränkung wurde nicht fristgerecht beantwortet.

Miriam ist für bezahlte Kräfte für Assisstenz- und Verwaltungstätigkeiten. Ihre Antwort fällt recht knapp aus.

Die Frage nach organisiertem Mapping beantwortet sie nicht.

Das angedachte Förderprogramm der OSMF solle drei Themenbereiche umfassen:

  • Community: Communitys in armen Ländern finanziell unterstützen
  • neue Mappingtools: Testen und Verbessern bestehender Werkzeuge sowie Mensch-Maschine-Interations-Workflows
  • Vielfalt: Projekte, die den Frauenanteil erhöhen wollen

Die Fragen bzgl. Reverts und Kritik in sozialen Medien hat sie nicht beantwortet.

Nuno Caldeira

Person und Wahlprogramm

Nuno ist eigenen Angaben zufolge seit 2011 aktiv. Sein altes Benutzerkonto nutze er seit dem Lizenzwechsel im Jahr 2012 nicht mehr. Nuno mappt viel auf Madeira, seiner Heimat, übersetzt Software ins Portugiesische und ist „Mapillary-Botschafter“.

Sein Wahlprogramm widmet ist recht kurz. Er möchte sich engagieren, um dafür zu sorgen, dass die geforderte Quellenangabe bei der Nutzung von OSM-Daten auch erfolgt. Auf andere aktuelle Themen und Themen, die sonst in Wahlprogrammen gern genannt werden, geht er nicht ein. Seine Antworten auf die Fragen sind meist eher kurz.

Antworten auf den Fragenkatalog

Nuno ist Geograph, Photograph/Videograph und „Botschafter“ für zwei Fotozubehör-Marken. Im Jahr 2015 hat er die dritte Mappingparty auf Madeira mitorganisiert. Anfang 2018 ist er „HERE Map Master“ in Portugal geworden. Mapping sei eine gesunde Sucht.

Er meint, dass er für das Amt als Vorstand geeignet sei, weil er zwei Jahre lang Vorstandsvorsitzender eines Wandercamping-Vereins war.

Auf die Frage, ob er dem Mission Statement und den Good-Practice-Regeln im Wiki zustimme, antwortet er ausweichend. Er schreibt, dass er an Open Data glaube und wegen der Verletzungen der ODbL durch Firmen besorgt sei, die seit Juli von Google zu OSM gewechselt seien, weil Google die Gebühren erhöht habe. Die OSMF müsse da aktiv werden. Er denkt, dass wenn zwei Prozent aller Facebook-Nutzer die OSM-Quellenangabe sehen würden und 5 Prozent davon Mapper werden würde, viel gewonnen sei.

Nuno denkt, dass es ein Mentoring-System für neue Mapper geben solle.

Die Frage, welche der bestehenden Vorstände und welche der Kandidaten er kenne, beantwortet er mit der Aussage, dass er einige über Telegram kenne.

Er hält ein System, nach die Vorstandsposten gleichmäßig nach Kontinenten vergeben werden für schlecht, da es die Größenverhältnisse der Communitys außer acht lassen würde. Es müsse das Interesse der Personen an der Kandidatur und nicht die Herkunft sein, die entscheiden solle.

Bei der Frage nach Interessenskonflikten erwähnt er, dass er Mapillary-Botschafter sei, aber von Mapillary weder zur Kandidatur gebeten wurde noch ihm den Mitgliederbeitrag bezahlt habe. Er habe kein kommerzielle Interesse in OSM-Daten. Seine Entscheidungen als Vorstand würden nicht von Dritten beeinflusst werden und er denke, dass die OSMF neutral sein sollte.

Nuno ist für eine Amtszeitbeschränkung für Vorstände, da sie der Vielfalt auf lange Dauer dienen würde.

Die Frage nach seiner Meinung zu bezahlten Kräften beantwortet er sehr knapp. Er stimme der aktuellen Situation zu, dass die OSMF größtenteils von Freiwilligen betrieben werde.

Bei der Frage zu den Organised Editing Guidelines weicht seine Antwort von den anderen sehr ab. Er sieht in organisierten Bearbeitungen die Gefahr der Datenmanipulation. Es solle daher reguliert werden. Bezahlte Mapper sollten gekennzeichnet sein, damit ihre Änderungen von der Community kontrolliert werden können.

Er denkt, dass diejenigen Mittel aus dem Förderprogramm erhalten sollten, die in Südamerika und Afrika für die Nutzung von OSM werben oder das Bewusstsein für OSM erhöhen. Die Arbeit von HOT sei wichtig. Es sei aber noch wichtiger, vor Ort zu sein, um bei Kriegen und humanitären Krisen zu helfen.

Nuno denkt, dass schlechte Änderungen und Vandalismus schnellstmöglich zurückgesetzt werden sollten. Bei schlechten Änderungssätzen sollte drei Tage Zeit gegeben werden, um die Änderung zu begründen, bevor sie rückgängig gemacht wird.

Auf die Frage nach dem Umgang mit Kritik in den sozialen Medien gegen OSM meint er, OSM neutral sein solle. Kritik sollte durch eine Antwort des Vorstands beantwortet werden.

Michael Reichert

Michael ist seit 2011 aktiver Mapper, hat die Mappingschwerpunkte Eisenbahninfrastruktur und ÖPNV und verdient sein Geld mit OpenStreetMap-Dienstleistungen.

Kategorie: OSMBlog