Vom 15. bis 17. September 2015 fand auf der Messe Stuttgart die Intergeo statt. Die Intergeo ist eine internationale Messe für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement. Die Messe selbst wird von Anbietern von Vermessungsinstrumenten, Vermessungssoftware, Luftbildkameras und propietärer GIS-Software dominiert. Aber auch für Firmen, die Dienstleistungen mit freier Software anbieten sowie Open-Source-Projekte war im OSGeo-Park ein Platz. Die OSGeo ist eine gemeinnützige Stiftung zur Förderung freier GIS-Software, der FOSSGIS e.V. ist ihre deutsche Vertretung.
Der OSGeo-Park bestand aus drei Teilen. Im Ausstellerbereich präsentierten CartoDB, ISB AG, norBIT GmbH, SourcePole und die WhereGroup ihre Produkte und Dienstleistungen. Daran schloss sich der Vortragsbereich an, wo Interessierte den Vorträgen der Firmen und der Community lauschen konnten. Von einem Teil der Vorträge sind die Folien bereits online.
Über OSM sprachen:
- Michael Paulmann über “OpenStreetMap – Was ist das überhaupt?”
- Frederik Ramm über “Machen Sie mit bei OpenStreetMap!”, “So funktioniert ein OpenStreetMap-Kartenserver” und “OpenStreetMap – Was geht mit der Open Database License und was nicht?”
- Dr. Nicole Beringer und Thomas Barthel über “Map while you drive with EB Dirigo”
Besonders Frederiks Vortrag zur ODbL stieß auf großes Interesse.
Hinter dem Vortragsbereich befand sich die „Spielwiese“, ein Konzept, das erstmals auf der Intergeo ausprobiert wurde. An acht Computern mit Internetzugang, auf denen die OSGeo-Live (eine Live-Linux-Distribution, die zahlreiche freie GIS- und OSM-Software enthält) installiert war,
konnten Interessierte freie GIS-Software ausprobieren; Ansprechpartner aus der Community standen bereit und beantworteten Fragen. Dort befand sich auch der OSM-Stand, der von der Stuttgarter und Karlsruher OSM-Community mit Personal besetzt wurde.
Die Intergeo ist, wie schon erwähnt, eine Fachmesse, und das merkt man mittlerweile auch. OSM ist seit 2008 jedes Jahr dort vertreten (Danke, FOSSGIS!) und die Mehrheit der Besucher hat Fragen, wie man die Daten nutzt, und nicht, was denn OSM überhaupt sei. Dennoch gab es auch im Jahr 2015, in dem man meinen sollte, dass OSM bis in die hintersten Winkel der Geoinformations-Branche durchgedrungen sei, immer noch ahnungslose Besucher, denen man die elementarsten Grundlagen erklären musste. Während man letztes Jahr in Berlin noch oft hörte “OSM kenne ich, ich nutze es schon privat auf meinem Handy”, hörte man dieses Mal auch “OSM kenne ich, da mache ich schon selber mit.”
Fotos von der OSM-Präsenz auf der Intergeo 2015 findet man im OSM-Wiki und Fotos von den anderen Teilen des OSGeo-Parks auf der Intergeo 2015 findet man im FOSSGIS-Wiki.
Während der Intergeo richteten ich den Blick auch auf die anderen Aussteller und hielt auf der Messe Ausschau nach Verwendungen von OSM-Daten. Die meisten Verwendungen, die wir entdeckt haben, sind nichts Besonderes – es war schlicht und einfach die Einbindung von OSM-Daten als Hintergrundkarte, meist in Form reprojizierter Mapnik-Tiles (d.h. mit unleserlicher Schrift) in diverse GIS- und CAD-Programme.
Firma/Organisation | Art der OSM-Nutzung | lizenzkonform | Kommentar |
---|---|---|---|
CARD/1 | OSM-Import-Funktionalität in der gleichnamigen Planungssoftware für Verkehrswege | Attributierung nicht geprüft, Nutzung nicht auf dem Stand sichtbar, aber bekannt | |
DVW/HINTE Marketing & Media GmbH | Illustration mit deutschem Mapnik-Stil im “Intergeo Report”, dem Magazin zur Messe | nein | im Impressum steht Hinte als Organisator, auf dem Cover steht der DVW (Deutscher Verein für Vermessungswesen – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement) |
Geo-Plus | Screenshot von Mapnik-Tiles auf einem Poster als Teil eines Screenshots der App “VisionPad” | nein | Attributierung fehlte |
Hansa Luftbild | Mapnik-Tiles als Hintergrund in “ExperMaps” | ja | |
Hexagon | Mapnik-artige Karte als Hintergrundkarte in “Mobile Alert” | nein | siehe Foto |
IGI | Tiles als Hintergrundkarte zur Orientierung in CCNS–5, einem Steuerungssystem für Luftbildflüge | nein | siehe Foto |
Klaus Benndorf | Haupt-Datenquelle in guide4you und MakeMyMaps (schon seit Jahren) | ja | siehe Text unten |
pitney bowes | Tiles/WMS im Mapnik-Stil | ja | Attributierung hinter Info-Icon unten rechts versteckt, aber gleichwertig wie alle anderen Attributieerungen |
Topcon | Hintergrundkarte (WMS/TMS) im Mapnik-Stil in “Topnet live Dashboard”, einer Software zur Überwachung von Landmaschinen | ja | |
Topcon | Hintergrundkarte (reprojizierte Mapnik-Tiles schlechter Qualität) in “eGIS RTK” | nein | Ein Standbetreuer behauptete auf Nachfrage, es seinen keine OSM-Daten! |
Unter den Ausstellern fiel eine Firma positiv auf – Klaus Benndorf. Die Firma bietet mit guide4you ein Content-Management-System für Stadtpläne an, das auf OSM als Datenquelle setzt. Das System nutzt OSM-Daten für die Hintergrundkarte. Dazu können Redakteure Inhalte einstellen, z.B. einen Layer mit ausgewählten POIs. Letztere können auf Knopfdruck aus einer Datenbank mit OSM-Daten importiert werden. Für den Nutzer wird das System durch eine – verglichen mit Nominatim – bessere Suchfunktion ergänzt. Das System wird derzeit beim Kölner Stadtplan eingesetzt und sticht durch eine besonders auffällige OSM-Attributierung heraus. Leider ist das System – typisch Intergeo – unfrei, aber im FOSSGIS-Umfeld gibt es mit con4gis vom FOSSGIS-Sponsor Küstenschmiede eine freie Alternative.
Wir haben beim Messerundgang bestimmt die ein oder andere Nutzung von OSM-Daten übersehen, weil man schlicht und einfach nicht jede Karte, die nicht wie der bekannte Mapnik-Stil aussieht, mit OSM-Daten vergleichen kann.
Wer noch mehr über die Intergeo erfahren möchte, dem sei Lars Lingners Bericht hier im Blog von der Intergeo 2014 in Berlin empfohlen. Dort geht er intensiver auf die Organisation vorab ein.