Reit- und Wanderkarte – Jahresrückblick

Lange war von der Reit- und Wanderkarte nichts mehr zu hören. Nachdem sich allerdings im letzen Jahr eine Menge getan hat (und das zum Jahresende irgendwie so üblich ist :-)) hier mal wieder ein Update zum aktuellen Stand mit Rückblick.

Wer die Karte noch nicht kennt: Die Reit- und Wanderkarte ist eine Topokarte für Wanderer und Reiter mit besonderem Augenmerk auf Wandermarkierungen und Nutzbarkeit in der Praxis. Sie ist für einen breiten Benutzerkreis ohne technisches Vorwissen gedacht. Genau genommen ist es schon lange nicht mehr nur eine Karte, sondern eine Kombination aus Online-Karte, Garmin-Karte, Wegeverzeichnis, Routeneditor, Kartendruck und Editor.

Alles begann Ende 2008 sehr klein mit einer Karte zum Eigengebrauch für einen Teil von Franken. Zunächst wurden die Daten mit OSM Map Composer nur für die Erstellung von Garminkarten aufbereitet, aber warum nicht dieselben Daten für mehrere Karten nutzen? Die Online-Version wurde lokal auf einem PC mit Mapnik gerendert und die Kacheln auf einem Freehoster hochgestellt. Der Webspace war mit 800MB zwar sehr freizügig bemessen, aber durch ein zweites Interessengebiet in der Eifel und ständige Anfragen nach Erweiterung der Karte schnell erschöpft. Das nächste Zuhause fand die Karte bei opentiles – vielen Dank an Ian Dees. Doch sie wuchs weiter und stieß dort bereits im April 2009 an das Hosterlimit von 750.000 Dateien – kein Wunder bei vorgerenderten Tiles. Eine deutschlandweite Abdeckung war erst möglich, nachdem die Karte Unterstützung durch die Geofabrik bekommen hatte und dort 40GB Tiles ablegen konnte. Vielen Dank ganz besonders für die Unterstützung von Frederik Ramm. Damit wurde nach und nach die Darstellung der Region D-A-CH möglich. Außerdem wurde die Karte um einen Routeneditor von pifpafpuf ergänzt, vielen Dank dafür an Harald Kirsch. Damit wurde es möglich, geplante Routen direkt in der Karte einzuzeichnen und als GPX-Datei mit GPS-Geräten auszutauschen. Die Updates wurden damals manuell regionsweise angestoßen, gestaffelt nach Anzahl der Interessenten oder auch mal auf Sonderwunsch. Doch auch dieser Webspace war Ende 2009 gefüllt und inzwischen dauerte das Hochladen eines Komplettupdates bereits über eine Woche.

Es wurde höchste Zeit für eine Serverlösung und Ende 2009 nahmen die ersten Projekte auf dem OSM Devserver ihren Betrieb auf. Darunter auch die Reit- und Wanderkarte. Dieser Umzug war ein technischer Meilenstein, es wurde erstmalig ein serverseitiges Rendern auf Anfrage möglich, wie bei den OSM-Servern üblich. Das Aufsetzen eines Renderservers war natürlich nochmal ungleich komplizierter und vor allem durch die Hilfe von Sven Geggus möglich, der mit viel Geduld auch einem Linux-Analphabeten durch die Geburtswehen seines Renderers geholfen hat. 🙂 Nachdem nicht mehr alle Tiles vorgerendert werden mussten und auf dem Server reichlich Platz war, konnte die Wanderkarte um Italien, Korsika und Sardinien wachsen und täglich aktualisiert werden – zumindest wenn in der sehr dynamischen Umgebung des Devservers gerade alles lief wie geplant. Die Höhenlinien werden weiterhin im Voraus gerendert – allerdings jetzt mit einer anderen Technik eingemischt, die gegenüber der bisherigen, etwas blassen Darstellung ein wesentlich schöneres Kartenbild erlaubt. Eine echte technische Revolution war die Umstellung von dem traditionellen Rendersystem renderd auf die Neuentwicklung tirex – eine deutliche Verbesserung.

Der nächste Meilenstein folgte dann gleich im August 2010: Die Wanderkarte bekam ihre eigene Domain www.wanderreitkarte.de und ein Zuhause auf einem eigenen Rootserver. Gleichzeitig wurde der spartanische Website, der im Prinzip nur aus der Karte selbst bestand, durch einen Webauftritt ersetzt, der diesen Namen schon eher verdient. Obwohl die Karte nun die volle Leistung eines Servers für sich allein hatte, war für die Nachfrage nach den Garmin-Karten so hoch, dass noch ein Mirror nötig war um die maximale Bandbreite nicht zu überschreiten. Zeitweise liefen über 500 Anfragen innerhalb eines Tages auf. Auf technischer Seite kam die Funktion hinzu, einen größeren als Grafik für einen halbwegs maßstabsgerechten Ausdruck herunterzuladen. Inhaltlich dehnte sich die Karte im letzten halben Jahr um Portugal, die Balearen, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Tschechien, Slovakei und Ungarn aus. Durch den Anstieg der Datenmenge wird das Update nur noch alle zwei Tage durchgeführt und in getrennten Arbeitschritten auf zwei Nächte verteilt. Zu einem echten Problem wurden geskriptete Massendownloads von Kacheln, die teils mit bis zu 600.000 Renderaufträgen am Stück den Server ausbremsten. Als Lösung wurde ein Monitor eingerichtet, der solche Massenanfragen erkennt und abweist. Als letzte technische Erweiterung erhielt die Wanderkarte eine Potlatch 2 Integration, die genau auf den Stil und die Elemente der Wanderkarte abgestimmt ist und ein einfaches Mappen für dieses Thema erlauben soll. Auch wenn Potlatch 2 inzwischen offiziell ist, betrachte ich das noch als im Experimentierstadium.

Die Reit- und Wanderkarte hatte von Anfang an die Vision, OSM einem breiten Kreis von Reitern, Wanderern und anderen Interessenten näher zu bringen und ohne große Lernkurve nutzbar zu machen – zumindest so sie über eine Breitbandverbindung verfügen. Diesem Ziel konnte sie ein wenig näher kommen und außerhalb von OSM mehr Bekanntheit erlangen. Besonders hilfreich war ein Artikel im Wanderreiter-magazin.de. Inzwischen wird sie ernsthaft von ein paar Wanderseiten für die Anzeige von Tourenvorschlägen oder Unterkünften genutzt. Zum Abschluss des Jahres wurde praktisch in letzter Minute noch eine Zusammenarbeit mit der Handysoftware „Ape at Map“ angestoßen, die hoffentlich noch mehr Interessenten gewinnen wird. Vom Feedback des letzten Jahres her denke ich, dass viele Nutzer dann auch schnell zu Mappern werden, wenn ihnen etwas fehlt – man muss nur die technischen Hürden nicht zu hoch legen.

Soweit der Rückblick auf die Entstehungsgeschichte. Schaun‘ wir mal was noch alles kommt.

Nop

Dies ist ein Gastartikel von Nop, der die Reit- und Wanderkarte entwickelt hat und betreibt. Nop ist seit 2008 bei OpenStreetMap aktiv und mappt meist in der Umgebung von Nürnberg.

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