Ein paar Worte zum Baustellenmapping

Eine der größeren Baustellen in Karlsruhe – aktueller Stand auf OpenStreetMap.org Eine der größeren Baustellen in Karlsruhe – aktueller Stand auf OpenStreetMap.org (Daten © OpenStreetMap-Mitwirkende, Grafik CC-BY-SA)

Ich bin jetzt schon seit ca. 5 Jahren bei OpenStreetMap dabei und mappe viel in der selbsternannten „Baustellenhauptstadt“ Karlsruhe. Nachdem ich mich in letzter Zeit immer wieder darüber geärgert habe, dass Baustellen eingetragen werden, die nur wenige Tage dauern – oft ohne jeglichen Hinweis darauf, wie lange eigentlich gebaut wird – habe ich mich letzte Woche dazu entschlossen einen Blogeintrag in meinem Benutzerblog auf OpenStreetMap.org zu schreiben mit einigen Tipps zum Baustellenmapping. Ich danke hiermit auch dem Team vom OSMBlog, das mir die Möglichkeit gegeben hat meinen Artikel auch hier zu veröffentlichen.

Die meisten Leute mögen keine Baustellen: Sie sind laut, dreckig und verursachen Staus. Aber besonders in gut erfassten Regionen sind Baustellen etwas Tolles für Mapper: Es gibt etwas Neues zum Erfassen! Und OpenStreetMap könnte die erste Karte sein, auf der die neue Verkehrsführung zu sehen ist.

Aber sei vorsichtig: Es gibt ein paar Dinge, die man beim Baustellenmapping beachten sollte.

Häufige Probleme beim Baustellenmapping:

  • Während die Hauptkarte auf openstreetmap.org normalerweise innerhalb weniger Minuten aktualisiert wird, gibt es andere Karten und Router, die ihre Daten vielleicht nur einmal im Monat oder seltener aktualisieren. Es könnte also passieren, dass die Baustelle schon lange beendet ist, wenn sie auf der Karte/im Router auftaucht.
  • Einige Firmen drucken Offlinekarten mit OpenStreetMap-Daten. Diese werden oft mehrere Jahre genutzt. Es kann also sein, dass Straßen auf einer solchen Karte fehlen, weil sie zum Zeitpunkt der Erstellung gerade wegen einer Baustelle gesperrt waren.
  • Nicht alle Mapper wissen von der Baustelle bzw. der geänderten Verkehrsführung und machen deine Änderung rückgängig oder passen die Gebäude/den Straßenverlauf wieder an das jetzt veraltete Bing-Luftbild an.
  • Die Baustelle gerät in Vergessenheit und niemand kümmert sich darum, die Baustelle nach Beendigung wieder zu entfernen.
  • Nach dem Ende der Baustelle werden nicht alle Tags wieder auf ihren vorherigen Wert zurückgesetzt (passiert häufig bei Geschwindigkeitslimits auf Autobahnen).

Um diese Probleme zu vermeiden, überlege dir zuerst um welche Art von Baustelle es sich handelt:

  • Kleine Baustellen, z.B. Straßenreparaturen, kleine Renovierungsarbeiten
    dauern normalerweise nur ein paar Stunden bis zu ein paar Tagen. Können kleine Verkehrsbehinderungen verursachen. Normalerweise lohnt sich das Mapping hier nicht. Wenn die Sperrungen vorher bekannt gegeben wurden, kannst du sie mit dem Temporary-Schema eintragen.
  • Sanierungsarbeiten
    dauern ca. 1 Woche bis zu mehreren Monaten. Straßen und Eisenbahnstrecken werden während den Bauarbeiten häufig gesperrt. Auf Autobahnen wird oft die Spuranzahl reduziert und ein Tempolimit eingerichtet. Das ist ein bisschen kniffliger. Ich benutze normalerweise das Temporary-Schema, da der Nutzen durch die eingetragene Sperrung oft geringer ist, als der Schaden, der durch nicht regelmäßig aktualisierte Karten/Router entsteht. Für länger andauernde Projekte (> 1 Jahr) kann es jedoch trotzdem sinnvoll sein die Sperrungen regulär einzutragen, wenn man sicherstellen kann, dass die Baustelle nach Ende wieder entfernt wird.
  • Große Verkehrs- und Städtebauprojekte
    Die Bauarbeiten dauern oft über Jahre. Während der Bauarbeiten wird die Verkehrsführung oft mehrmals geändert und kann nach Abschluss des Projekts anders als vor dem Projekt sein. Beispiele: Stuttgart 21, Kombilösung Karlsruhe, Umbauten von Autobahnkreuzen Ich denke hier kann man die Karte durchaus in Echtzeit aktualisieren. Man sollte dabei nur aufpassen, dass keine wichtigen Hauptverkehrsstrecken unterbrochen werden und darauf verzichten Sperrungen einzutragen, die nur wenige Tage dauern.
  • Neubauten und Abrissarbeiten
    Neue Straßen, neue Eisenbahnstrecken, neue Gebäude
    Diese kann man in Echtzeit mappen, da man hier eigentlich nichts falsch machen kann.

Da wir jetzt wissen, um welche Arten von Baustellen es sich handeln kann, sollten wir uns noch ein paar Do’s und Don’ts anschauen um die oben genannten Probleme zu vermeiden.

Do’s:

  • Dokumentiere was du tust! Benutze Changeset-Kommentare und die Tags note, source und start_date um anderen Mappern zu zeigen, dass die Straßenführung geändert wurde. Das hilft anderen Mappern beim Verstehen, was und vor allem warum du das geändert hast.  Wenn du es weißt, notiere auch das erwartete Abschlussdatum der Baustelle.
  • Ändere die Tags auf razed:highway=*/razed:building=* und end_date=* anstatt die Objekte einfach zu löschen. Dadurch wissen andere Mapper, dass die Objekte nicht mehr existieren und sie tragen die Objekte nicht einfach nach den Bing-Luftbildern oder einer Ortsbegehung, die schon einige Zeit zurückliegt, wieder ein.
  • Falls du auf eine seltsam aussehende Verkehrsführung triffst, die nicht mit dem Luftbild oder deiner Ortskenntnis übereinstimmt, recherchiere zuerst, ob es eventuell Bauarbeiten gab oder kontaktiere den Mapper, bevor du möglicherweise die Arbeit eines anderen Mappers zerstörst.
  • Benutze die temporary-Tags um Änderungen, die nur kurze Zeit dauern, einzutragen. Alternativ kannst du auch Conditional Restrictions für Straßensperrungen verwenden.
  • Frage dich beim Mappen von Straßensperrungen immer: “Was ist schlimmer? Das Fahren einer riesigen Umleitung, weil das Navigationsgerät geglaubt hat, die Autobahnabfahrt sei gesperrt, oder das Routing durch eine vorübergehend gesperrte Straße?” Bedenke auch, dass Straßensperrungen oft ausgeschildert oder über Dienste wie z.B. TMC verfügbar sind. Denke auch an andere Anwendungen als die OpenStreetMap-Standardkarte.

Don’ts:

  • Trage keine Baustellen ein, die nur wenige Tage dauern.
  • Trage keine Baustellen ein, wenn du nicht sicher sein kannst, dass die Baustelle nach Beendigung von dir oder einem anderen Mapper wieder entfernt wird.
  • Missbrauche nicht den name-tag um die Baustelle zu beschreiben (abgerissenes Gebäudeehemalige KaserneBaustelle), verwende stattdessen description=*.

Was denkt ihr? Wie sind eure Erfahrungen mit Baustellenmapping? Kennt ihr noch mehr Do’s oder Don’ts?

Disclaimer: Dies ist nur meine persönliche Meinung und keine offizielle Richtline.


Kategorie: OSMBlog